Review: PainKiller Hell & Damnation

Die PainKiller Serie hatte es die letzten Jahre nicht leicht. Das Grundspiel und das Add-On „Battle out of Hell“ traten im Jahre 2004 die Nachfolge klassischer Shooter wie Doom, Quake und Serious Sam an und bestachen mit schnellen Gameplay, düsteren Grafik und hohem Gewaltgrad. Danach entwickelte sich die Serie mehr und mehr zur Cashcow von Publisher Jowood, der die Produkte von Moddern als Erweiterungen und Nachfolgern herausbrachte, die alle eines gemeinsam hatten: die Qualität wurde zunehmende schlechter, bis der letzte Teil „Recurring Evil“ den Tiefpunkt markierte. Kurz darauf ging Jowood glücklicherweise insolvent, seitdem liegen die Rechte beim schwedischen Unternehmen Nordic Games bzw. deren österreichischen Tochter. In ihrem Auftrag entwickelten der polnische Entwickler The Farm 51, welche von ehemaligen Entwicklern von People Can Fly gegründet wurde und bisher vor allem für den Shooter NecroVision bekannt waren, ein Remake es ersten Teils (der Titel Hell & Damnation wird ja schon mit HD abgekürzt). Oder sowas in der Art, mehr dazu später. Technische Basis wurde die Unreal Engine 3. Ich habe mir zum günstigen Preis die Neuauflage geholt und hier gibt es nun meine Meinung dazu.

Screenshot: Grim Reaper
Der Sensenmann (aka Grim Reaper) ist der neue Auftraggeber von Daniel. In manchen Levels kann man die späteren Bossgegner am Horizont erkennen.

Technisch ist die Neuauflage dem original von 2004 natürlich haushoch überlegen, die Unreal Engine 3 machts möglich. Allerdings habe ich doch das Gefühl, dass nicht alles aus der Engine raus geholt wurde, was möglich gewesen wäre. Die Levels sehen durch die Bank sehr gut aus und halten sich stark an die Vorlagen, aber dadurch fehlt es doch etwas an Details an einige Stellen. Die Gänge in Gebäuden waren im Original auch oft leer, hier hätte ein paar zusätzliche Details nicht geschadet. Auch zeigen andere, teils deutlich ältere Titel wie BioShock, was mit der Engine möglich ist. Am Sound gab es keine große Überraschungen, die Soundeffekte der Waffen und Gegner sind teilweise die gleichen wie im Original. Der Soundtrack ist neu, behält mit den Heavy-Metal-Stücken aber dessen Stil bei. Hier gibt es nichts zu meckern, da die Entwickler der Vorlage treu bleiben.

Screenshot: Achterbahnfahrt im Loony Park
Immernoch eine der spektakulärsten Stellen: die Achterbahnfahrt am Ende des Loony Park Levels.

Eine der stärken von PainKiller war das schnelle Gameplay, dass durch das schnelle Movement begünstigt wurde. Dabei mussten keine komplexen Bewegungen ausgeführt werden, es reicht, im richtigen Rhythmus die Sprungtaste zu drücken. Das funktioniert auch im Remake, wodurch das Spielgefühl von PainKiller sehr gut in die neue Engine transferiert wurde (die Unreal Engine 3 ist nicht unbedingt für schnelle Shooter bekannt). Dazu kommen die bekannten Waffen, die alle die gleiche Wirkung haben: die Schrotflinte als Allzweck-Waffe mit de Möglichkeit, Gegner mit dem zweiten Feuermodus einzufrieren, die Raketenwerfer-Chaingun-Kombination für große Gegnergruppen, die Stakegun mit deren Pflöcke man Gegner buchstäblich an die Wand zu nageln kann sowie der Electrodriver mit seiner vernichtenden Komboattacke. Ebenfalls mit dabei sind die Waffen aus dem Add-On Battle out of Hell: eine Kombination aus halbautomatischem Maschinengewehr und Flammenwerfer sowie die Boltgun, welche eine präzisere Version der Stakegun ist mit einem Granatwerfer, welcher mehrere Granaten auf einmal verschießt ist. Soweit, so bekannt, einen Neuzugang gibt es dann doch: den Soul Catcher: im primären Feuermodus werden eine Art silberne Sägeblätter schossen, mit offensichtlichen Konsequenzen für die Extremitäten der Gegner, wenn man richtig trifft (und die ungeschnittene Original Version besitzt). Der sekundäre Angriff ist interessanter: Man hält einen Strahl auf einen Gegner, der ihm langsam die Lebenspunkt entzieht. Dabei wird die Waffe aufgeladen, wenn alle Schädel an der Waffe grün leuchten kann eine kleine Gruppe von Gegner kurzzeitig übernommen werden, wenn man eine Komboattacke auslöst. Geraden wenn man einen großen Gegner erwischt kann sich das lohnen, da sie die Aufmerksamkeit der Gegner binden. Der Effekt erlischt sobald der Gegner von den anderen Gegner besiegt wird oder keine Gegner mehr in der Nähe sind.

Screenshot: Antichristmas-DLC von PainKiller Hell & Damnation
Pünktlich nach Weihnachten veröffentlichten die Entwickler einen DLC für alle, die vom Fest genug hatten.

Allen Waffen gemein ist ihr Durchschlagskraft: richtig getroffen fliegen buchstäblich die Fetzen, das Remake orientiert sich auch hier stark am (in der ungeschnittenen Version indizierten) Vorgänger. Mit Blut- und Splattereffekten wird nicht gespart, gerade mit den großkalibrigen Waffen. Die Entwickler haben damit ihre Erfahrungen, auch Necrovision hatte sehr drastische Gewaltdarstellungen und wurde in der deutschen Version stark geschnitten. Ein ähnliches Schicksal erlitt auch PainKiller Hell & Damnation, trotzdem gehört das Spiel keineswegs in Kinderhände. Durch die ernste und düstere Atmosphäre fehlt dem Spiel auch das übertriebene Setting, welches BulletStorm ausmachte.

Screenshot: Das Waisenhaus in PainKiller Hell & Damnation
Das Waisenhaus gehört mit seiner klaustrophobischen Atmosphäre zu den eindringlichsten Leveln im Spiel.

Das Spiel umfasst gerade mal 14 Levels, davon sind allein vier für die Bosskämpfe reserviert. Macht also 10 normale Levels, was sehr schwach ist, da schon das Originalspiel 24 umfasst und das Add-On nochmal 10 hinzufügte, wirklich neu ist keines. Es ist also kein komplettes Remake, sondern wirkt mehr wie ein Best-Of. Wobei aus dem Add-On nur 2 Levels enthalten sind (Orphanage und Colloseum) und alle Bosskämpfe aus dem Grundspiel sind (Enclave, Tower, Swamp). Das einzig einigermaßen neue Level ist das letzte, indem man sich dem Endgegner stellt. Ein Level mit dem selben Titel enthält aber das Add-On, ob es da selbe ist muss ich noch prüfen, ich habe aber gerade keinen passenden Spielstand parat. Ein Level (Factory) ist als Bonus-Level enthalten, aber da alle keine feste Verknüpfung haben spielt das keine große Rolle. Die Auswahl ist sicher Geschmackssache, ein paar nervige wie das Asylum Level sind nicht dabei, Klassiker wie Town und Castle aber nicht. Das aus meiner Sicht beste Level, der heruntergekommene Vergnügungspark Loony Park, ist aber dabei. Immerhin: die Entwickler haben in den ersten Monaten neue Levels in Patches kostenlos veröffentlicht, wobei es sich um abgewandelte Versionen von bekannten handelte: Der Graveyard mit Halloween-Thema sowie Train Station als „Anti-Christmas“ Level, inkl. einem verdrehten Weihnachtsmann als Endgegner.
Wieder dabei sind auch die Tarotkarten, welche man bekommt wenn man ein Level unter bestimmten Bedingungen abschließt (z.b. alle Gegner erledigen, eine bestimmte Menge Gold sammeln und ähnliches). Die Karten sind in goldene (Effekt muss ausgelöst werden, u.a. mehr Schaden, Zeitverlangsamung) und silberne mit passiven Effekten. Pro Leven können je drei Karten aus beiden Kategorien ausgewählt werden und der Einsatz kostet Gold, welches man bei zerstörten Gegenständen in den Levels sammeln kann. Manchmal lassen auch Gegner goldene Ringe fallen, welche ebenfalls als Gold zählen.

Screenshot: Abgedrehte Gegner in PainKiller Hell & Damnation.
Die Gegner sind wie die originale deutliche abgedrehter wie in modernen Shootern.

Auch die Gegner sind direkt aus dem Original übernommen und passen zu den meisten Levels. Ob es nun die Axtwerfenden Mönche in der Kathedrale, die irren Clowns im Loony Park oder die besessenen Kindern in Orphanage. Die Gegner schwanken zwischen düster, kreativ abgedreht und völlig abgedreht. Allerdings sind einige der Gegner nicht mehr exklusiv in einem Level zu finden, da die Auswahl der Levels und Gegner nicht immer zusammenpasst. So tauchen die Kreuzritter mit dem großen Schild und Armbrust auch in einigen anderen Levels auf, ebenso die Clowns – auch wenn es teilweise völlig unpassend sind. Nichts geändert hat sich stattdessen an der KI – mehr als auf den Spieler zu stürmen haben die Gegner nicht drauf. Da viele nur über Nahkampfangriffe verfügen ist die Rückwärtstaste genauso wichtig wie der Feuerknopf, beide werden stark beansprucht. Wie im Original kann man die Seelen der gefallenen Gegner einsammeln um seine Lebenspunkt aufzufrischen (warum Höllenkreaturen überhaupt eine Seele haben frage ich mich lieber nicht…). Zudem verwandelt man sich alle 66 eingesammelte Seelen für kurze Zeit in einen unbesiegbaren Dämon, welcher zudem enorm austeilt. Diese Phase sollte man etwas aufsparen, damit sie einsetzt, wenn eine große Gegnerwelle beginnt.

Screenshot: Renderintro von PainKiller Hell & Damnation
Das Renderintro stimmt auf die Geschichte ein und wirkt schonmal solide.

Nun zu einem Punkt, der vielleicht etwas verwirrend ist: die Story. Natürlich hat PainKiller Hell & Damnation kein großartige Geschichte mit Wendungen, klasse Dialogen und ausgearbeiteten Charakteren. Als Remake hatte ich aber erwartet, da die Geschichte die selbe ist wie im Grundspiel (Der Held Daniel Garner soll die Armee von Luzifer und den Oberdämon selbst zerstören um zu seiner Frau in den Himmel zu kommen). Die Geschichte im Remake spielt aber nach dem Grundspiel und Add-On (die anderen Titel werden ignoriert, sie hatten auch neue Hauptcharaktere), aber in den selben Levels mit den selben Bossen wie zuvor. Wie das zusammenpasst erschließt sich mir nicht. Die Story war zwar nie Kern des Spiels, aber ein wenig logischer hätte sie dann schon daher kommen können, so ist sie völlig unsinnig und kann getrost ignoriert werden.
Neuerungen gab es auch im Multiplayermodus, auch wenn ich sie mangels Mitspieler und durch Ping-Probleme nicht alle testen konnte. Neben den gewohten Deatchmatch und Team-Deathmatch Modi mit vielen alten Karten, alle davon auch durch eine „HD“-Varianten mit mehr Details versehen (warum sie das nicht in der Kampagne gemacht haben ist mir schleierhaft) gibt es auch eine Handvoll neue Modi: Neben dem klassischen Capture the Flag gibt es mit „Survival“ einen Modus, in dem bis zu vier Spieler Welle um Welle von Gegner abwehren müssen, bis es letztlich doch zu viel wird. Dazu kann man alle Karten der Kampagne kooperativ mit einem Mitspieler spielen, eine Funktion, die seinerzeit Serious Sam zu große Popularität verhalfen (damals waren Koop-Modi eher die Ausnahme), im ersten PainKiller aber schmerzlich vermisst wurde (und wohl zugunsten der eSport-Ambitionen geopfert wurde). Gameplay-technisch sollte alles beim alten bleiben, aber wie bereits erwähnt konnte ich die Modi nicht ausgiebig genug testen, um ein klares Bild davon zu haben. Was aber auffällt: selbst Abends zu Mitteleuropäischer Zeit sind die Server oft komplett leer – und damit meine ich wirklich komplett leer, ich finde keinen Server, auf dem auch nur ein Spieler ist. Und selbst nach einer halben Stunde auf einem der offiziellen Server lies sich kein zweiter Spieler blicken.

Was bleibt am Ende übrig? Nun, PainKiller Hell & Damnation ist bei weitem kein schlechtes Spiel. Die Grafik ist ordentlich, die Action gewohnt schnell und das Gameplay wurde sehr gut auf eine neue Engine übertragen. Auch der Stil der Grafik und Musik wurde gut umgesetzt. Enttäuschend ist aber die Anzahl der Level, welche wirklich mager ist, da kann auch der günstige Preis von 20€ nicht darüber hinwegtäuschen. Der Koopmodus ist eine lang erwartete Ergänzung, aber mangels aktiver Spieler sollte man am besten einen Freund dabei haben. Insgesamt bin ich der Meinung, dass man für die 9,99$, die das Original z.b. auf GOG.com kostet deutlich besser dran ist. Sollte es auf Steam allerdings (nochmals) ins Angebot kommen, kann man ruhig 10€ oder weniger dafür ausgeben und wird nicht enttäuscht sein – ich bin es letztlich auch nicht, da ich auch nicht den vollen Preis bezahlt habe.