Mit Demons of the Past hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet. Natürlich lies das desaströse Cliffhanger Ende von Faith in Destiny mehr als genug Fragen offen, dass sich Nordic Games aber nochmal dazu durchringt sie zu beantworten hätte ich nicht gedacht. Unter anderem auch, weil andere Spiele fehlerhaft und unvollendet Monate brach liegen, wie PainKiller Hell & Damnation nach dem letzten Schwung DLCs (das pünktlich wärend ich diese Zeilen schreibe einen Patch bekommt der die Probleme beheben soll) oder der dritte DLC von Faith in Destiny, den ich bis heute nicht beenden konnte weil die Skripte fehlerhaft sind. Dass sie noch ein Add-On produzieren zeugt zumindest von gutem Willen, wahrscheinlich auch im Hinblick auf ein mögliches SpellForce 3. Wie sich nun Demons of the Past schlägt habe ich mir angeschaut, meine Erwartungen waren aber eher niedrig.
Ich beginne ja gerne mit den technischen Aspekten, die fallen bei einem Add-On kürzer aus als sonst. Und auch hier hat sich nur wenig getan. SpellForce 2 erschien schon 2006, auch wenn die Entwickler die Grafik aufpoliert haben, Quantensprünge darf man nicht erwarten. Gerade die polygondichte der Modelle ist mittlerweile nicht mehr zeitgemäß, es fällt zwar nicht so stark auf wie in Doom 3 BFG, trotzdem sind die Modelle etwas kantig ausgefallen, was wohl auch daran liegt das es nur sehr wenig neue gab. Positiv überrascht war ich von den Texturen, die angenehm scharf ausfielen – da habe ich aus der Zeit schon schlimmeres gesehen. Ansonsten wurden kleinere Aspekte verbessert, wie die Beleuchtung, die ein wenig stimmungsvoller ausfällt – hier lies sich auch wenig verbessern, da war SpellForce 2 zu seiner Zeit sehr gut. Generell sieht Demons of the Past alles andere als schlecht aus, das an der Engine der Zahn der Zeit genagt hat kann man aber nicht verleugnen.
Mit dem Bogen gut wie ein Elf? Könnte daran liegen dass sie einer ist. Das Recycling alter Modelle führt hin und wieder zu verwirrenden Dialogen.
An der Audio-Front hat sich wenig getan, die Musik kommt leider wieder nicht von Dynamedion und man hört den Unterschied sehr deutlich. Statt dem eigenen SpellForce-Stil bekommt man seelenlosen orchestralen Einheitsbrei – nicht schlecht, aber auch nichts besonderes. Bei den Sprechern gibt es nicht zu beklagen, hier hat man sich offensichtlich mehr an SpellForce 2 und Dragon Storm orientiert wie an Faith in Destiny, die Drachen haben wieder bessere Sprecher bekommen und fallen nicht mehr aus dem Rahmen. Für einige Charaktere wie Cain hat man wieder den gleichen Verpflichten können was für SpellForce ja fast ein Novum ist und auch alle anderen machen ihren Job sehr gut. Für die flapsigen Dialoge, die häufig unfreiwilig komisch bis nervig sind können sie leider nicht. Warum es die Story-Schreiber gut fanden einen 150 Jahre alten Shaikan wie einen drölfjährigen reden zu lassen erschließt sich mir nicht – und warum der Kommentar „Baby light my fire“ bei jedem anzünden einer Fackeln irgendwie positiv zu bewerten sein würde erst recht. Immerhin haben sie die Angelizismen zurückgefahren, aber leider nicht ganz. Bei manchen Charakteren macht es sogar einigermaßen Sinn, aber meistens ist es einfach nur peinlich und gar nicht im Stil der älteren Spiele.
Zur Aufklärung einiger Fragen müssen Gedächtnisfragmente gesammelt werden. Das Medium dafür kommt mir aber arg bekannt vor…
Auch zur Technik gehört die Stabilität des Programms, wo Fans spätestens seit Faith in Destiny leidgeprüft sind. Demons of the Past präsentiert sich hier rundum verbessert. Ich hatte nur 3 Abstürze zu beklagen, zwei waren nicht reproduzierbar und einer wohl auf ein fehlerhaftes Savegame zurückzuführen. Letztes war ärgerlich, aber da ich viel gespeichert habe war es zu ertragen – ich habe nur ein paar Minuten reiner Spielzeit veloren. Ansonsten hatte ich nur kleinere Fehler zu beklagen, die aber nicht spielentscheident waren. Hier fehlte mal eine Dialogoption und da kam das Spiel mit dem Audiomeldungen von Skripten durcheinander, hat sich in der falschen Reihenfolge oder übereinander abgespielt. Auf einer Karte ist die Angabe, was man machen muss so undeutlich dass ich fast zwei Stunden gewartet habe nur um zu merken was eigentlich ist – eine Erhöhung am Boden als Fundament eines Ziggurats auszugeben ist doch etwas weit hergeholt, hier wäre eine Kennzeichnung sinnvoll. Ein anderes mal konnte ich keine Einheiten eines Typ bauen bis ich selbst ein Exemplar des nötigen Tech-Gebäudes gebaut hatte – das bereits vorhandene scheint nicht zu zählen. Auch gab es einige Inkonsistenzen im Spiel: die bekannten Dämonentore konnten mal zerstört werden, dann wieder nicht. Dann gab es Schalter die man anklicken konnte (oder Lenya-Sträucher mit dem Zahnrad-Symbol darüber), die aber nichts bewirken – oder erst später, wenn man einen Nebenquest dazu angenommen hat. Nebenquests sollte man möglichst gleich machen, weil ich manche nicht mehr beenden konnten wenn die Story fortschreitete – natürlich ohne dass man darauf hingewiesen wurde und die Quest abgebrochen wurde.
Alles keine große Fehler, aber sie verdeutlichen dass es dem Spiel an Feinschliff fehlte, 100% rund ist das leider nicht. Ein Patch der viele der Probleme beheben soll erscheint während ich diese Zeilen schreibe, da die Probleme aber bereits monatelang bekannt waren etwas spät.
Demons of the Past trat mit dem Anspruch an, die offenen Storystränge von Faith in Destiny zu einem guten Ende zu führen. Keine leichte Aufgabe, da zwar viele Fragen aufgeworfen, aber genau gar keine Beantwortet wurden. Hier wagen die Entwickler zumindest teilweise einen Neustart: man bekommt wieder einen neuen Hauptcharakter. Diesmal spielt man den Shaikan-Ältesten, welcher den vorherigen Avatar auf seine Reise geschickt hat. Auf dem Weg trifft man alte bekannte wie Cain, Sariel und Craig Un’Shallach, welcher bereits am Ende von Faith in Destiny kurz auftauchte. Großes Ziel ist der Dämon Zahzut, welcher am Ende von Faith in Destiny befreit wird und droht, mit seinen Namenlosen die ganze Welt zu überrennen. Nachdem der Schützling des Hauptcharakters sie nicht aufhalten konnte beziehungsweise ihnen eher noch in die Hände gespielt hat ist das Ziel klar: Herausfinden was Zazhut eigentlich will und ihn Aufhalten. Dabei mischen sich auch die Götter von Eo ein, von denen man bisher nur Ereon zu Gesicht bekam und sich ansonsten eher zurückhielten.
An zwei Stellen im Spiel bekommt an die Wahl von mehreren Helden um einen davon die die Party aufzunehmen, hier bietet es sich an Fernkämpfer oder Heiler zu wählen, da man überproportional viele Nahkämpfer von der Story zu Seite gestellt bekommt, da man es doch oft mit fliegenden Gegner zu tun bekommt und man dann mit vielen Nahkämpfern schnell aufgeschmissen ist. Leider sind genau diese Helden für die Story überhaupt nicht von belang, was zwar verständlich ist da es zu viele Wahlmöglichkeiten gibt, das hat SpellForce 2 aber besser gelöst mit dem flexiblen Talentsystem und besser durchdachten Gruppen. So erinnern sie ein wenig an die Retortenhelden aus SpellForce 1.
Allgemein gibt es viele Auftritte ältere Charaktere, das Flink McWinter auftaucht dürfte niemanden überraschen, bei den restlichen halte mich etwas zurück, aber ich kann sagen dass es eine bunte Mischung aus Charakteren aus allen SpellForce-Teilen und DLCs ist. Für meinen Geschmack sind es etwas zu viele, zumal bei einigen die falschen Modelle verwendet werden obwohl sie da sein müssten und teilweise Modelle von Einheiten verwendet werden, welche keine Mimik oder Gestik haben, was auch bei neuen Charakteren oft der Fall ist. Ich weiß dass soll etwas Abwechslung bringen, aber ich finde es eher fehl am Platz. Die Karten gestaltet sich abwechslungsreicher wie in Faith in Destiny, auch weil weniger wieder verwertet wurden, auch wenn es immer noch knapp die Hälfte ist – ein sogar zweimal (eine Karte einmal von Süden nach Norden und dann die nächste das selbe in die andere Richtung sollte niemanden täuschen). Man merkt leider immernoch den Unterschied zwischen den alten und neuen Karten, vor allem da sich die neuen eher wie eine Karte aus SpellForce 1 anfühlt mit ihrer schieren Größe und den teils sehr langen Laufwegen – auf Leerlauf muss man sich wieder gefasst macht. SpellForce 2 bot zwar auch keine kleinen Karten, die waren aber besser durchdacht und gefüllt so dass weit weniger Leerlauf entstand. Leider gibt es, wie bei den Modellen, auch bei den Karten nur sehr wenige neue Assets, was dazu führt dass beispielsweise das „Reich der Götter“ wie eine Stadt der Former aussieht. Immerhin haben die Entwickler die vorhandenen Ressourcen genutzt um ansonsten recht abwechslungsreiche Karten zu bauen. Zumindest was das aussehen angeht, spielerisch gibt es leider nur sehr wenig neues zu vermelden, die meisten Karten laufen nach einem bekannten Schema ab und die vorletzte Karte gleicht eher einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Gruppenbild mit Drache: dank zahlreicher Helden wird die Gruppe sehr groß, hat aber verhältnismäßig viele Nahkämpfer.
Insgesamt ist Demons of the Past eher RPG-lastig, auf mehr Karten ist man nur mit seiner Party unterwegs statt eine Basis zu errichten und eine Armee auszuheben. Dafür darf man auf zweien sogar mehrere Armeen kommandieren, was Erinnerungen an SpellForce 1 und seine Konzept von Hellen und Dunklen Völkern und die (leider wenigen) Karten hervorruft, in denen man beiden gleichzeitig steuern konnte und die Armeen sich nicht begegnen durften weil sie sich sonst gegenseitig angriffen. Ganz so ist es leider nicht, hat man mehrere Völker unter Kontrolle teilen sich alle die Ressourcen und man kann von beiden Einheiten bauen und eine gemischte Armee aufstellen. Positiver Nebeneffekt: das Einheitenlimit wird dann deutlich angehoben, mit 140 statt 80 Einheiten in die Schlacht zu ziehen macht schon deutlich mehr her. Einzige Ausnahme bei alledem: man ist auf einen Titanen beschränkt.
Nicht optimal ist das Balancing der Karten geraten. Auf der zweiten Karte hab ich erstmal eine ganze Weile ums überleben gekämpft, da ich ständig angegriffen wurde und nur meine drei Helden hatten ohne einen Fernkämpfer. Durch die ständigen Angriffe konnte ich kaum meine Basis aufbauen und die Kämpfe davor haben meine restliche Truppe schon stark dezimiert. Dabei hilft es nicht, dass die Entwickler nur wenige Ressourcen platziert haben. Die Menge ist zwar meistens sehr hoch (25.000 pro Ressource, also Stein, Mondsilber und Lenya), aber nur drei Abbauplätze machen das Sammeln unnötig zäh ohne einen wirkliche nutzen zu haben – außer alles in die Länge zu ziehen bis man eine ordentliche Armee ausgehoben hat. Zudem habe einige Karten nachspawnende Gegner. Und nicht wie in SpellForce 1 mit den Lagern die man zerstören muss, nein die hier erscheinen einfach in regelmäßigen Abständen neu. Das macht vor allem das hinzuziehen von Nachschub unnötig nervig, da man ständig die Laufwege freiräumen muss. Die Gegner lassen zwar auch wieder Gegenstände fallen und geben Erfahrungspunkte, aber die sind bei weitem nicht signifikant – dass ich Truppen nur in größeren Verbänden holen kann und selbst dann noch die Hälfte davon verliere wiegt das bei weitem nicht auf. Nervig ist auch dass wenn ein Trigger ausgelöst wird, eine Story-Zwischensequenz beginnt und mein Charakter an einer anderen Stellen sein muss er wenn es sein muss quer über die Karte teleportiert wird – ohne den Rest der Party. Besonders nervig: bei Endgegner ist mir kurz vorher ein Charakter zu Boden gegangen, die Todes-Uhr tickte während der Zwischensequenz weiter und danach waren noch drei Sekunde zum Wiederbeleben übrig – viel zu wenig, Game Over. Das selbe passierte übrigens auch wenn ich die Zwischensequenz abbrach – da half nur neu laden und den Kampf von vorne spielen glücklicherweise war nicht so lang.
Fazit: Ich muss zugeben: ich war erst skeptisch ob ich es überhaupt kaufen soll. Nachdem die Testberichte der gängigen Spielemagazine dazu aber doch recht positiv ausfielen hab ich mich dazu durch gerungen. Da meine Erwartungen sehr niedrig waren wurde ich auch nicht enttäuscht, das Spiel macht so ziemlich alles besser als der direkte Vorgänger. OK, ist jetzt keine Kunst, aber allein dass die Katastrophe Faith in Destiny so noch einen guten Abschluss fand stimmt mich für die Zukunft positiv. Es reicht zwar nicht an die von Phenomic produzierten Spiele heran, aber in Anbetracht der Teamgröße und Verteilung (die künstlerische Abteilung ist da ziemlich unterbesetzt, siehe die Credits. So wurde daraus ein solides Spiel, welches mit 26h Spielzeit auch eine ordentliche Länge bietet, wenn auch Leicht gestreckt. Die Geschichte ist besser erzählt als im direkten Vorgänger und auf Neuerungen, die nur einmal nützlich sind wurde verzichtet. Insgesamt stimmt mich Demons of the Past positiv für die Zukunft: sollte Nordic in gutes Team zusammenstellen gibt es Hoffnung auf weitere SpellForce-Spiele die kein Desaster werden.
Was mir immer noch fehlt ist dieser typische SpellForce-Stil. Man merkt sehr stark dass da andere Leute dran saßen. Immerhin beweise sie durch die Auftritte von älteren Charakteren und Anspielungen dass sie die Vorgänger gespielt haben, es fühlt sich alles trotzdem anders an. Für einen echte Nachfolger wünsche ich mir genau dass, dass nicht einfach nur die Spielformel und Lizenz genommen wird, sondern man sich mit der Welt und dem Stil so intensiv auseinander setzt wie es einiger der Fans tun. Am besten wären natürlich zumindest ein Teil der Originalentwickler, aber die haben sich nach dem Ende von Phenomic mit einer neuen Firma starten und für Ubisoft entwickeln.