Ich war noch nie der größte Fan von Spielen die mehr interaktiver Film sind, meine Meinung zu den Telltale Spielen ist nicht unbekannt. Neben Telltale gilt David Cage mit seiner Firma Quantic Dreams als Meister dieses Genres. Hin und wieder gibt es trotzdem für mich interessante Titel, in diesem Fall Beyond: Two Souls in der Version für die PlayStation 4. Ich konnte es mir recht günstig leihen und habe die Konsole deshalb entstaubt und mich in das Abenteuer gestürzt.
Technisch macht das Spiel einen sehr guten Eindruck und macht vor allem die wirklich wichtigen Teile richtig: die Charaktere sind extrem detailliert gestaltet, fantastisch animiert und professionell vertont. Die beiden Hauptcharaktere Jodi und Nathan sind dabei digitale Abbilder der Schauspieler Ellen Page und William Dafoe. Auch viele der weiteren Charaktere sind digitalisierte Abbilder realer Schauspieler und auf dem selben hohen Niveau wie die beiden Hauptfiguren. Herausragend sind für ich vor allem Mimik und Gestik, etwas was viele andere auch sehr story-lastige Spiele wie Mass Effect bei weitem nicht so gut hinkriegen und das mittlerweile fast 15 Jahre alte Half-Life 2 für mich immer noch der Goldstandard ist. Wobei sich das schwer vergleichen lässt, es sind ja zwei komplett unterschiedliche Spiele.Auch die Vertonung absolut erstklassig, ebenso die Soundeffekte. Die Musik hält sich teilweise im Hintergrund, an dramatischen Stellen dreht sie deutlich auf und entspricht eine großem, orchestralen Soundtrack.
Die Level sind sehr detailliert gestaltet, aber häufig auch sehr klein, oft nur wenige Räume. Es gibt auch einen größeren Abschnitt der dann auch nicht sonderlich schlechter wirkt. Generell spielt das Spiel aber in recht kleinen Arealen, was ihrem Detailgrad zu gute kommt.
Beim Gameplay gibt es nicht viel zu sagen. Im Prinzip ist es ein interaktiver Film der sehr linear abläuft. Hauptbestandteil sind Quicktime-Events, wenn eine Taste auf dem Bildschirm aufploppt muss man schnell auf sie einhämmern oder gedrückt halten. Hin und wieder muss man auch den Kontroller bewegen bzw. schnell schüttel was zu meiner Spielhaltung „entspannt auf dem Sofa liegen“ nicht passt und mir auf die Nerven geht. Da bin ich wirklich kein Fan von, es wirkt auf mich immer wie eine schlechte Ausrede für Gameplay. Immerhin kann man in den seltensten Fällen scheitern, trifft man eines nicht geht es nicht sofort von vorne los sondern geht weiter, man sieht dann auch andere Sequenzen und das ganze dauert insgesamt etwas länger, man kommt aber zum selben Ziel. Ein kompletter Film ist es aber nicht, meistens läuft in den recht kleinen Level umher, interagiert mit den vorgegebenen Objekten. Auch Gespräche werden so geführt, man hat im Multiplechoice Verfahren Antwortmöglichkeiten, die man teilweise unter Zeitdruck wählen muss. Mehr Freiheiten hat man wenn man die mit Jodi verbundene Entität Aiden steuert, mit ihm kann man frei herumfliegen und mit Gegenständen interagieren um Rätsel zu lösen. Kämpfe gegen andere Entitäten gibt es auch, aber nur sehr selten und sie sind nur weitere Quicktime-Events.
Eine Mission zu ungefähr der Mitte des Spiels in einem afrikanischen Bürgerkriegsgebiet bringt dann den Hauch von Gameplay ins Spiel: die Umgebungen sind deutlich größer und da man nicht gerade einen Tötungsmaschine spielt muss man schleichen. Das konnte ich sogar bewältigen obwohl schleichen in Spielen überhaupt nicht meine stärke ist. Das liegt aber auch daran dass man wenn man genau hinsieht doch recht wenig Freiheiten hat, ich konnte keine großen alternativen Wege entdecken, vieles ist doch noch sehr linear und am Ende doch wieder auf Action-Sequenzen mit Quicktime Events getrimmt. Ein vollwertiges Schleichabenteuer hat hier aber wohl auch niemand erwartet.
Obwohl Jodi einen Großteil ihrer Kindheit in einer Forschungseinrichtung verbringt versucht sie ein normales Leben zu führen.
Dreh- und Angelpunkt ist natürlich die Hauptcharakter Jodi welche man auch direkt steuert. Man verfolgt quasi ihre ganzes Leben, von frühester Kindheit bis ins junge Erwachsenen Alter. Dabei wird sie normalerweise nicht linear von vorne nach hinten erzählt sondern in kleinen Abschnitten die querbeet durch ihre Leben gehen, man fängt z.b. kurz vor dem Ende an um dann fast an den Anfang zu springen, dann irgendwo in die Mitte und so geht dass da dann die ganze Zeit. Am Anfang wirkt es etwas willkürlich, mit der Zeit merkt man aber dass die Reihenfolge doch seinen Sinn hat. Man kann alternativ auch die Abschnitte in ihrer historischen Reihenfolge spielen, was ich aber nicht gemacht habe, ich glaube dann würde die Story nicht mehr so gut funktionieren wie der vorgegebenen Reihenfolge.
Ich verliere hier mit Absicht wenig Worte über die Story eben weil sie so ein elementarer Bestandteil des Spiels ist, ich fand sie aber durchweg sehr spannend erzählt. Sie besteht vor allem aus sehr persönlichen Ereignisse für Jodi, die lange damit kämpft ein normales Leben zu führen obwohl sie einen Großteil ihres Lebens in einer Forschungseinrichtung verbringt, aber ihre Umwelt und auch Aiden sie daran hindern. Die mysteriöse Welt „Beyond“ bzw. im Spiels als „Infrawelt“ bzeichnet welche die Entitäten wie Aiden bewohnen ist ein großes Thema, der zweite Hauptcharakter Nathan Dawkins erforscht sie. Jodi mit ihrer natürliche Verbindung zu Aiden ist sein primäres Forschungsobjekt, er sieht sie aber in gewisser weiße als seine Ziehtochter an. Ein für mich besonderer Teil ist wenn sie später von der CIA rekrutiert wird und in Afrika einen Warlord ausschalten soll. Zum einen ist es eine sehr lange Mission die fast den kompletten Schleichanteil enthält, zum andere wundert es mich dass hier die Rolle der USA als selbsternannte Weltpolizei doch sehr kritisch betrachtet wird.
Jodi kommt insgesamt viel herum, die Umgebungen sind sehr Abwechslungsreich, auch wenn es manchmal etwas gekünstelt wirkt, wie ihren Ausflug in die Wüste in der sie eine kleine Familie von Navajo Indianer trifft. Im Endeffekt der Abschnitt schon etwas mit den Entitäten zu tun, aber ich habe da auch nichts wirklich neues gelernt – hätte der komplett gefehlt hätte ich ihn glaube ich nicht vermisst. Viel Zeit verbringt man in den Forschungslabors in welchen Nathan arbeitet und Jodi einen Großteil ihres Lebens verbringt bevor sie zur CIA kommt. Später verbringt man gut Zeit in eher exotischen Umgebungen wie Afrika und nahe am Polarkreis, ein starker Kontrast zu den eher generischen Wäldern Nordamerikas in welchen das Forschungslabor liegt.
Einen Punkt muss ich aber noch ansprechen und das sind die Entscheidungen die man im Spiel trifft. Die haben meistens kaum Auswirkungen, zumindest nicht außerhalb der aktuellen Szene – die Gesamtstory wird davon kaum beeinflusst. Ich bin da immer etwas enttäuscht weil ich denke dass hier viel Potential das gerade Videospiele haben verschenkt wird. Am meistens stört es mich hier wenn es um das Ende geht: im Verlauf das Spiels kann Jodi mit einem andere Charakter eine Beziehung eingehen, im Epilog kann man aber alles über den Haufen werfen und sich komplett anders entscheiden – eine Auswahl in einem Menü reicht. Das finde ich doch arg banal, zumal ich erst an dieser Stelle erfahren haben mit wem es alles geht, eine natürlichere Entscheidung aufgrund meiner Aktionen wäre mir da lieber. Da das Spiel alle meine Entscheidungen kennt sollte das eigentlich auch kein Problem sein.
Fazit: Ich muss doch sagen dass ich recht positiv überrascht war und mir das Spiel gefallen hat. Die Technik passt, vor allem die wichtigen Animationen wie Mimik und Gestik der Charaktere ist auf aller höchstem Niveau, die Vertonung steht dem in nichts nach. Bei der Entscheidungsfreiheit gibt es noch Luft nach oben, dafür ist die Story insgesamt Spannend inszeniert. Und sogar die für mich sonst verhassten Quicktime-Events sind ganz Okay ausgefallen da nicht so nervig, mal abgesehen von den Motion Control Einlagen.
PS: Heavy Rain Ich habe mir die Collection mit Heavy Rain geliehen was eigentlich den besseren Ruf genießt, aber das wollte ich nach nur zehn Minuten Spielzeit gegen die Wand werfen. Die Steuerung des Hauptcharakters ist arg umständlich, sie scheint auf einen Controller ohne zweiten Analogstick (oder evtl. Playstation Move) konzipiert zu sein: entweder man läuft oder steuert die Kamera mit dem rechten Stick, umschalten wird per Tastendruck gemacht – das ist höchst umständlich gemacht und ich habe keine Ahnung warum, spätestens seit der PlayStation 2 sind zwei Analogsticks Standard. Dazu sind die Quicktime-Events hochgradig nervig da man nicht nur eine Taste oder grobe Bewegung mit den Sticks machen sondern fast schon Formen nachziehen muss. Das alles kann ich überhaupt nicht leiden, weshalb ich auch absolut keine Motivation hatte nach dem ersten Kapitel weiter zu spielen. Entsprechend wenig kann ich zu Geschichte sagen da ich gar nichts davon gesehen habe, aber auch keine Lust darauf habe.