Review: Halo Reach Kampagne (Master Chief Collection PC)

Review: Halo Reach Kampagne (Master Chief Collection PC)

Screenshot: Halo Reach Kampagne

Die Faszination von Halo habe ich nie verstanden, es macht auf mich immer den Eindruck eines 08/15-SciFi-Shooters. Seinen Einfluss auf die Spielelandschaft darf man aber nicht unterschlagen, es hat mit seiner ausgereiften Zielhilfe und Steuerungsschema Ego-Shooter auf der Konsole Salonfähig gemacht. Und da sollte die Serie über Jahre primär stattfinden, als Exklusivserie auch nur auf XBox-Konsolen, von denen ich keine je hatte und habe. Dazu hat mich das, was ich sonst so gesehen habe nie wirklich mitgerissen. Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass ich als es aktuell war, eine Demo zu Halo 1 auf PC gespielt habe, aber ich fand, dass es auf PC schon wesentlich bessere Shooter gab..
Da ich noch einen Game Pass hatte und da die Master Chief Collection von Halo, die alle Teile außer den fünften bekommen soll mit drin ist, habe ich das Prequel Reach gespielt, der bisher einzig auf PC verfügbare Teil.

Inhalt

Seit 10 Jahren quasi unverändert: die Technik

Screenshot: Gegen sehr große Gegner helfen Fahrzeuge oder man flieht.
Gegen sehr große Gegner helfen Fahrzeuge oder man flieht.

Obwohl auf der Master Chief Collection auch irgendwo Remaster steht, gilt das für Halo Reach nur eingeschränkt: als einer der jüngeren Teile des Pakets wurde er nur ganz dezent aufgewertet: vor allem ist die Auflösung höher, die Assets sehen aber kaum verändert aus. Sie waren zur damaligen Zeit qualitativ sehr hochwertig und detailliert, durch die höheren Auflösung kommen ihre Details besser zur Geltung. Das ändert aber nichts daran, dass sie fast 10 Jahre nach dem ursprünglichen Release einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Die Unterschiede dazu muss man abseits von weniger Kantenflimmern aber mit der Lupe suchen, ohne Vergleich Seiten an Seite konnte ich keinen Unterschied erkennen., selbst mit dem aktivierten "Enhanced Pack", der bei mir keine sichtbare Auswirkung hatte.
Allgemein wirkt alles im Spiel auf mich sehr statisch und trist, fast schon tot und leer. Die Landschaften haben kaum Details und wirken zudemn sehr beliebig. Gebäude und Bäume wirken teilweise etwas willkürlich platziert.
Im Grunde ist es ein Port von der Xbox360 auf den PC, mit höherer Auflösung und Framerate, ein paar kleine Anpassungen, aber das wars auch schon. Dafür lief er bei mir sehr stabil, ich hatte keine Absturz oder ähnliches zu beklagen, auch die Framerate ist stabil bei 60FPS – bei dem Hardware-Unterschied wäre alles andere auch lächerlich gewesen.

Der Sound ist etwas komisch abgemischt, die Musik übertönte bei mir häufig die anderen Sounds, obwohl ich die Regler eigentlich komplett anders eingestellt hatte (bei mir ist Standard: 100% Stimmen, 90% Sounds, 70-75% Musik). Das wirkt sich auch direkt aufs Gameplay aus, aber dazu später mehr. Zusätzlich sind die Zwischensequenzen deutlich lauter als das Gameplay, was auf dauer nervt. Im Spiel bekommt man immer wieder Sprach- und Funknachrichten, die aber so stark verrauscht sind, dass ich sie kaum verstehen. Also denke ich: ok, schalte ich halte die Untertitel ein. Die sind dann aber nur in den Zwischensequenzen aktiv – also da, wo ich sie am wenigsten brauche, weil da die Sprache deutlich klarer ist.
Eine Sache hat mich noch genervt: ich spiele Spiele ja gerne im Englischen Original, man kann die Master Chief Collection auch im Hauptmenü auf andere Sprachen umstellen. Was das Spiel aber nicht sagt, ist dass es dann im Hintergrund die fehlenden Dateien für die eingestellte Sprache herunterlädt. Solange das nicht fertig ist kann man kein Spiel starten, man bekommt nur ein Fehlermeldung das Dateien fehlen. Warum es keine Fortschrittsanzeige oder ähnliches gibt ist mir schleierhaft, ich hoffe mal das ist nur ein fehlendes Feature der noch recht frühen PC-Version.

Konsolen-Standard mit Nervfaktor: Das Gameplay

Screenshot: Ein recht kurzer Teil spielt im Weltraum und locker das ansonsten recht dröge Gameplay etwas auf.
Ein recht kurzer Teil spielt im Weltraum und locker das ansonsten recht dröge Gameplay etwas auf.

Beim Gameplay hatte ich nichts großartiges erwartet. Immerhin reden wir von dem Spiel, das wie kein zweites für Konsolen-Shooter steht: relativ gemächliches Gameplay, nur zwei Waffen und dann fast ausschließlich aus Varianten von Maschinengewehren bestehen. Für mich erschreckend schwach ist das Gunplay: Gefühlt machen die Waffen keinen Schaden, die Sounds und Animationen gehen zwar in Ordnung, aber die Gegner reagieren kaum auf Treffer. Dadurch kann ich kaum Einschätzen, ob ich Schaden mache und ob Gegner erledigt sind. Sie fallen zwar teilweise um dass ich schon den Eindruck hatte, aber sie waren noch gar nicht erledigt und sind einfach wieder aufgestanden. Das ich gefühlt zwei drittel des Spiels auf die selben drei Gegnertypen feuere (die kleinen Dicken, die schnellen Dratigen und die "Normalen" Aliens) hilft da nicht wirklich, erst gegen Ende kommt etwas Abwechslung rein.
Was mich wirklich nervte sind die vielen Instant-Kill-Momente: es gibt Gegner, die mich trotz voller Lebenspunkte und Rüstung mit einem Schlag tötet. Dass sie dazu noch sehr viel aushalten macht es nicht besser, ich muss sie sehr lang durch den Raum ziehen und hoffen, dass ich nicht irgendwo hängenbleibe. Ein paar andere Movement-Optionen außer Laufen und ein recht kraftloser Hüpfer würden da schon helfen. Auch Granaten führen direkt zum Game Over, aber durch die schlechte Soundabmischung höre ich sie nicht und bin dann auf einmal tot. Da ich nur auf dem Normalen Schwierigkeitsgrad gespielt habe hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich einige Stelle mehr aus ein Dutzendmal spielen musste, weil ich so völlig ohne Vorwarnung gestorben bin. Immerhin ist das Spiel sehr großzügig mit den Speicherpunkten, ich musste meistens keine langen Sequenzen neu spielen. Es nervt aber trotzdem, ein und die selbe Stelle so oft spielen zu müssen.
Fahrzeuge haben in der Halo-Serie schon immer eine große Rolle gespielt, so auch in Reach. In einigen Abschnitten ist man im charakteristischen Warthog-Buggy unterwegs, entweder als Fahrer, Beifahrer oder am Geschütz, das auf der Ladefläche hinten montiert ist. Fährt man nicht selber übernimmt das ein KI-Kamerad, von denen immer mindestens einer dabei ist. Die Fahren geradezu übervorsichtig, immer dem vorgegebenen Weg nach und recht langsam. Dafür kommen sie sehr zuverlässig an, was nicht jedes Spiel von sich behaupten kann.
In ca. der Mitte des Spiels geht es in den Weltraum, um ein großes Raumschiff der angreifenden Aliens zu infiltrieren. Dabei muss man eine zeitlang eine Raumstation vor feindlichen Schiffen verteidigen, in einem kleinen und recht wendigen Kampfschiff. Das lockert das ansonsten recht gradlinige und auf Dauer recht eintönige Gameplay etwas auf – bevor man in leicht niedrigerer Gravitation weiter auf die selben Gegner ballert wie die zwei Stunden davor.

Erschreckend unspektakulär: Story und Inszenierung

Screenshot: Gegen dick gepanzerte Gegner ist man meistens nicht gut ausgerüstet, sie können einen aber in einem Schlag ausschalten.
Gegen dick gepanzerte Gegner ist man meistens nicht gut ausgerüstet, sie können einen aber in einem Schlag ausschalten.

Da Reach ein Prequel zum ersten Teil ist war schon vorher klar, wie die Story endet: mit der Zerstörung des namensgebenden Planeten. Dabei spielt man einen sog. Spartaner, eine Art gezüchtete Super-Soldaten, nicht unähnlich zu den Space Marines im Warhammer 40k-Universum, nur weit weniger bullig. Man kommt als Neuling in das Team Noble, zusammen mit seinen fünf Kameradinnen und Kameraden zieht man los, um den Planeten Reach zu beschützen.
Ich fand das ganze Spiel und insbesondere die Story erschreckend unspektakulär. Von modernen Shootern ist man in der Story-Kampagne eher den Bombast eines Call of Duty gewöhnt. Da kommt Halo Reach aber nicht mal im Ansatz heran, obwohl ich einige mal das Gefühl hatte, dass sie es versuchen – aber daran scheitern. Ein Panorama einer zerstörten Stadt zieht da einfach nicht. Und auch ansonsten kracht es viel zu wenig, die leblosen Umgebungen machen das auch nicht wirklich besser. Auch Kameraführung und Dialoge wirken so uninspiriert, wie völliger Standard den ich schon hundertemale gesehen habe. Ich kanns wirklich nicht anders beschreiben, aber alles wirkt einfach unspektakulär.
Auch auf der sentimentalen Schiene zieht es bei mir nicht. Es werden tragische Szenen gezeigt, aber sowohl die Inszenierung und vor allem die musikalische Untermalung wirkt völlig unspektakulär bis geradezu unpassend. Ich habe zwar gemerkt, dass die Entwickler hier bei mir eine emotionale Reaktion auslösen wollen, nur hat das mal gar nicht geklappt. Auch, weil die Mitglieder des Team Noble komplett gesichtslose und sehr einseitige Stereotype sind: der Kerl mit dicker Rüstung und großen Waffen, aber auch einem großen Herz. Die scharfzüngige Hackerin. Und der ganz normale Soldat, der eben Befehle ausführt. Das sind nicht gerade die Zutaten, die dazu führen dass mir die Charaktere ans Herz wachsen. Nicht dass das in anderen Spielen groß anders wäre, selbst in Fire Emblem Fates hat jeder Charakter genau einen bemerkenswerten Charakterzug, aber sie haben immerhin einen. Bei den meisten anderen Shootern, bei denen die Story und Charaktere nicht so in den Vordergrund gestellt werden, stört mich sowas auch nicht. Aber hier scheint Bungie viel Wert darauf zu legen, aber das Ergebnis überzeugt mich überhaupt nicht.

Fazit

Screenshot: Fahrzeugsequenzen gehören seit Anfang an zur Halo-Serie.
Fahrzeugsequenzen gehören seit Anfang an zur Halo-Serie.

Halo Reach verkörpert mich vieles von dem, was ich an der Entwicklung im Bereich der Ego-Shooter die letzten Jahre nervt: nur zwei Waffen, sehr eingeschränkte Bewegung und allgemein relativ gemächliches Gameplay. Das Gunplay fand ich überraschend schwach, weil die Gegner auf Treffer so gut wie gar nicht reagieren und allgemein das Feedback auf Treffer fast nicht vorhanden ist. Dazu fand ich die Kampagne furchtbar unspektakulär: vom Bombast eine Call of Duty ist es Lichtjahre entfernt, wenn sie es versuchen wirkt es mehr gut gewollt statt gut gekonnt. Und auch die emotionalen Momente ziehen bei mir überhaupt nicht, zum einen weil sie einfach nicht gut inszeniert sind, zum anderen weil die Mitglieder des Team Noble viel zu eindimensional und beliebig sind, als dass es mich wirklich kümmern würde.
Wirklich in den Wahnsinn haben mich aber die vielen Instant-Death-Momente, so völlig ohne Kontext zu sterben nervt gewaltig, und dass obwohl ich auf keinem sonderlich hohen Schwierigkeitsgrad gespielt habe. Technisch hat es mich auch nicht überzeugt, es sieht halt aus wie auf der XBox 360 mit minimalen Upgrades. Für die damalige Zeit sind die Assets nicht schlecht gealtert, 2020 erwarte ich da einfach mehr, auch wenns nur ein Remaster sein soll.