Wolfenstein: Youngblood ist bei mir schon eine Weile her, aber ich bin nie dazu gekommen, einen Text für den Blog zu verfassen. Da es im letzten Steam-Sale eine Belohnung gab, wenn man ein Spiel aus 2019 reviewed, habe ich dafür schnell ein paar Zeilen zusammen gekloppt. Im Endeffekt ist das hier eine leicht erweiterte Version davon. Ich hab es alleine durchgespielt, für Coop kam leider nur wenig zu Stande. Ansonsten gab es für mich keine große Motivation mehr, weiter zu spielen.
Inhalt
Gameplay
Mit Wolfenstein Youngblood wagt sich die Serie in Multiplayer-Gefilde, genauer gesagt in Coop. Statt mit BJ Blazkowicz spielt man seine beiden Töchter, die ihren Vater im weiterhin vom Regime besetzten Paris suchen. Oder den Nazis, denn elbst in der deutschen Version werden die Gegner so benannt, aber nur teilweise. In den deutschen Version wurden wie bei den anderen Teile die Symbolik ausgetauscht, was mich noch nie gestört hat, da das Spiel das Gefühl, gegen ein menschenverachtendes Regime zu kämpfen immer gut rüber gebracht hat, das hängt bei mir nicht an Symbolen. Wem das wichtig ist kann aber auch ganz offiziell die Internationale Version kaufen, beide sind auch zueinander kompatibel.
Spieler ist der Fokus auf Coop die größte Neuerung, aber auch Solisten kommen auf ihre Kosten, die andere Schwester wird von der KI übernommen. Die verhält sich solide, belebt mich wieder und buffed mich regelmäßig, bei mir hatten sie nur ein oder zwei Aussetzer. Und selbst dass ist nicht so schlimm, durch das Extraleben-System kann man auch einfach an Ort und Stelle wieder aufstehen und weiterkämpfen, sofern man noch eines der maximal drei übrig hat. Ein netter Zusatz: kauft man sich für 10€ mehr die Deluxe-Fassung, kann man einen Kumpel ins Spiel einladen, der nur die kostenlose Demo braucht. Die ist nur dafür gemacht, ist also keine "normale" Demo und damit etwas ungeschickt benannt.
Das Waffenarsenal ist größtenteils bekannt, die größte Änderung ist, dass die beiden nur kleine Waffen im Doppelpack verwenden können. Nicht mal die Maschinenpistole kann im Akimbo-Modus verwendet werden. Das macht speziell große Gegner gefährlicher, für diese sollte man sich die Spezialwaffen wie das Laserkraftwerk (entspricht einer Railgun/Sniper) oder Dieselkraftwerk (eine Art Granatwerfer) aufsparen. Es gibt auch ein System mit unterschiedlichen Panzerungstypen, das wurde aber mittlerweile nach Feedback (oder eher rumgeheule) aus der Community so stark abgeschwächt, dass es fast bedeutungslos geworden ist. Mich hat es nie gestört, sondern hat dem ballern zumindest etwas zusätzlichen Tiefgang verliehen.
Eine weitere große Neuerung sind die Rollenspiel-Elemente, man levelt im Spiel auf, wird stärker und schaltet neue Fähigkeiten frei. Wobei "stärker" nur ein %-iger Schadensboost pro Level bedeutet, ist also eher langweilig. Dazu leveln Gegner mit, was das Ganze ziemlich egalisiert. Bei den Fähigkeiten sind viele dabei die BJ in den anderen Spielen von Haus aus kann, wie schwere Waffen tragen oder Waffen im Akimbo-Modus zu verwenden. Dadurch ist man als Kenner der Serie zu Anfang relativ eingeschränkt und muss eine Weile spielen, bis der gewohnte Flow einsetzt. Dafür spielen sich die Töchter agiler wie Vater, sie haben z.b. von Anfang an einen Doppelsprung. Insgesamt wirkt das RPG-System aber etwas dran geklebt, ich denke, es wenn es nicht da wäre würde dem Spiel nichts wichtiges fehlen – wirklich stören tut es aber auch nicht.
Semi-Openworld
Die zweite größte Neuerung ist die halboffene Spielwelt: Paris ist in fünf Distrikte eingeteilt, in denen man sich halbwegs frei bewegen kann. Manchmal sind Gegner am Anfang viel zu stark, hier braucht es bessere Waffen und höhere Level, ein wenig muss man dann die Missionen grinden. Allerdings hat man keine ordentliche Karte, ich habe mich gerade zu Anfang oft verlaufen, auch weil sich die Umgebungen doch arg ähnlich sehen. Die Minimap zeigt nur einen sehr kleinen Ausschnitt, sie hilft bei der Orientierung nur bedingt. In den Level für Missionen wird es besser, hier sind die Level deutlich gradliniger aufbaut und in etwa so, wie man es von der Serie kennt. Das andere Extrem ist dann der sog. Untergrund, der die Distrikte verbindet. Erstmal ist er größtenteils komplett dunkel, hier das Taschenlampen-Attachment für bestimmte Waffen zu haben lohnt sich, vor allen an der Shotgun, da man meist in eher engen Räumen unterwegs ist. Allerdings sieht alles so extrem gleich aus, dass ich mich ständig verlaufen habe und die Gegner gefühlt sehr lang nachspawnen, was das ganze nur noch nervig macht. Ich bin deshalb nur rein, weil es notwendig ist um bestimmte Story-Missionen abzuschließen. Man wird auf viele kleine Missionen geschickt, wodurch man das Spiel gut in kurzen Abschnitten spielen kann, eigentlich perfekt für kurze Coop-Sessions zwischendurch. Meist geht es zwar nur darum, Gegner auszuschalten oder etwas zu finden, aber das reicht auch.
In einem Update kamen neue Missionen dazu, in denen man Da’at-Yichud-Artefakte suchen muss. Das fand ich nicht wirklich motivierend, da die Suche per spezieller Sicht doch recht anstrengend ist und man ansonsten nur bereits bekannte Orte abklappert. Ich habs nur kurz ausprobiert, mich motiviert sowas aber einfach nicht.
Story
Die Story spielt ca. 20 Jahre nach Wolfenstein 2: The New Collossus, die beiden Töchter von BJ Blazkowicz sind mittlerweile erwachsen. Sie sind aber schon ziemliche Rotzgrören, speziell was den Umgang miteinander angeht, das muss man mögen – oder es ignorieren. Die Story ist an sich solide und macht ein paar Andeutungen, wo es in einem bestimmt geplanten Wolfenstein 3 hin gehen könnte. Das ganze Settings wurde in die 80er-Jahr verfrachtet, mit aktualisierten Anspielungen wie Mini-Computer und Disketten. Auch beim Soundtrack gab es ein Update, einige der bekannten Titel wurde ein Synthiepop-Remix spendiert.
Technik
Von technischen Problemen scheine ich komplett verschont geblieben zu sein, mir ist das Spiel nie abgestürzt, andere Bugs sind mir auch nicht begegnet. Nur das erstellen und teilnehmen an einer Coop-Partie ist etwas umständlich, da hier alles für einen Bethesda-Account geht, den man zwingen braucht.
Technisch basiert es auf der Engine von Wolfenstein 2: The New Collossus, entsprechend gut lief es auf meinem Rechner, bei vollen Details und nativer Auflösung sind 60FPS kein Problem, weiter darüber komme ich aber auch nicht. Mittlerweile gibt es auch ein Update, welches Raytracing für Reflexionen nachrüstet. Das zieht die Performance stark runter, in Kombination mit der Machine-learning-basierten Hochskalierung der Auflösung (DLSS), was gar nicht mal schlecht aussieht, kriege ich die Framerate auch wieder auf das alte Niveau. Wobei auch hier gilt: der Effekt ist eher subtil, bei all der Action gehen Spiegelungen der Spielfiguren in Metallwänden schnell unter.
Monetarisierung
Ein Faktor, der heute wohl in keinem Spiel mehr fehlen darf, ist zusätzliche Monetarisierung. Das Spiel kostet aktuell regulär auf PC 30€, man dann die eingedeutschte oder internationale Version wählen, dann inkl. Nazi-Symbolik, aber auch ohne deutsche Texte und Sprachausgabe.
Zusätzlich kann man Goldbarren gegen echtes Geld kaufen, für die man Skins für Waffen und die Figuren freischalten kann. Das ist komplett optional und hat auch keine spielerischen Einfluss, da alles kosmetisch ist. Zudem kann man alle Skins auch mit Silber freischalten, einer Währung, die man sich durchs spielen verdienen kann. Allerdings braucht man die auch um sich Upgrades freizuschalten, da ist sie besser investiert – erst, wenn man alles wichtige hat kann man sie an optionale Skins verbrennen. Wobei die Silberpreise teils sehr hoch sind, da muss man sehr lange grinden, wenn man da auch nur einen haben will.
Fazit
Mir hat Wolfenstein: Youngblood viel Spaß gemacht, auch wenn ich bisher fast komplett alleine gespielt habe, die solide KI machts möglich. Die Action ist solide, wie man es von der Serie seit dem Reboot kennt. Die großen Neuerungen wie die halboffene Spielwelt und das einfache Rollenspiel-System bringen keinen großen Mehrwert, stören aber auch nicht wirklich. Freunde solider Ballerkost können bedenkenlos zugreifen.