Heute vor 20 Jahren: Warhammer 40.000: Dawn of War

Screenshot: Kampf von Space Marines gegen Chaos Space Marines in Warhammer 40k: Dawn of War

Das Warhammer-40.000-Universum von Games Workshop wurde bereits mit einigen Spieleumsetzungen bedacht. Vor allem Rundentaktik ist beliebt, wahrscheinlich wegen der Nähe zum Tabletop-Original. Das Genre der Echtzeitstrategie wurde aber kaum bedient, bis sich Anfang der 2000er die etablierten Entwickler von Relic Entertainment daran machte. Das Resultat wurde von Fans des Franchise und des Genres geschätzt. Am 30. September 2004 erschien Warhammer 40.000: Dawn of War.

Im Kern ist Dawn of War ein klassisches Echtzeitstrategiespiel, wobei der Fokus mehr auf den taktischen Gefechten als auf Wirtschaft und Forschung liegt, aber sie spielen auch keine unwichtige Rolle. Die beiden Ressourcen werden auf sehr unterschiedliche Art gesammelt: Reaktoren produzieren Energie, die Anforderungspunkte gibt es für das Einnehmen und Halten von strategischen Punkten auf der Karte – einbunkern und warten ist deshalb meist nicht sinnvoll. Entsprechend aggressiv wird das Spiel gespielt, es wird fast immer irgendwo auf der Karte gekämpft. Ganz wie in der Vorlage. Dabei spielt die Landschaft eine wichtige Rolle: In Flüssen nehmen meine Truppen mehr Schaden, in Kratern sind sie dagegen in Deckung, feindliche Angriffe richten dadurch weniger Schaden an. Infanterie ist der Kern jeder Armee, später kommen Fahrzeuge dazu. Statt einzelner Einheiten steuert ihr Squads, die aufgefüllt und mit Spezialwaffen versorgt werden. Einzelne Einheiten sind immer Spezialeinheiten mit Sonderfähigkeiten, wie der Apothecarius der Space Marines oder der Runenprophet der Eldar. Sie können einzeln gesteuert werden, oder sich einem Squad anschließen, welches dadurch gestärkt wird.

Von den zahlreichen Fraktionen des W40k-Universums sind vier im Spiel vertreten. Die Space Marines des eigens für das Spiel entworfenen Chapters der Blood Ravens, sind zudem die einzige spielbare Fraktion in der Kampagne. Sie kämpfen gegen Orks, Chaos und Eldar (mittlerweile Aeldari genannt, für Details verweise ich auf LRods exzellenten Artikel auf GamersGlobal zur Geschichte der Warhammer-Videospiele). Im Multiplayer und Skirmish sind alle vier verfügbar: Die Elite des Imperators spielt sich noch am klassischsten mit wenigen Squads schwerer Infanterie, die Orks setzten auf Masse statt Klasse, die Eldar sind mir ihren mobilen, aber auch fragilen Einheiten das Gegenteil davon, die Chaos Space Marines ordnen sich irgendwo dazwischen ein. Alle verfügen über eine Vielzahl von Einheitentypen, für die besten müsst ihr einen Reliktplatz erobern und halten. Der undurchsichtige Technologiebaum der Völker macht es euch aber nicht einfach zu erkennen, was ihr alles brauchen, damit ihr mit einem Avatar des Khaine eure Feinde zerquetschen könnt.

Eine Besonderheit ist der Army-Painter, mit dem ihr neue Farbschemata für eure Truppe entwerfen könnt. Ganz wie im Tabletop, aber ohne feines Pinselschwingen, sondern einfach per Mausklick. Die wichtigsten Fraktionen des Universums sind bereits im Spiel enthalten, aber wenn euch Ultramarines, Alpha Legion oder Ulthwe zu langweilig sind, könnt ganz einfach eure eigenen Kreationen erzeugen und damit im Multiplayer ganz in Pink euren Feinden das Fürchten lehren.

Für mich war Dawn of War der Einstieg ins W40k-Universum. Ich hatte davon gehört, auch vom Fantasy-Gegenstück, aber mich nie näher damit beschäftigt. Auf dem Land bekam man in Zeiten vor der omnipräsents des Internets zu solchen Ultra-Nerd-Themen kaum Infos. Dazu ist das Hobby recht teuer, zudem fehlt mir für das Bemalen der Figuren die Feinmotorik und Geduld. Dass in den Kämpfen sehr viel gewürfelt wird, hat mein Interesse nicht gesteigert, weil das so gar nicht mein Ding ist. Aber das düstere Universum hat mich fasziniert. Das Echtzeitstrategiespiel von Relic bietet einen guten Einstieg, ich würde mir nur weniger Fokus auf die Space Marines wünschen. Also allgemein, in allen Versoftungen. Menschen sind irgendwie langweilig. Da doch lieber latent arrogante Space-Elfen. Neben den Kampagnen fiel das Spiel auch in meine zweite, aktive LAN-Zeit, dort war vor allem Dark Crusdade ein gern gesehener Gast. Außer ich habe in einem 8-Spieler-FFA-Match (mal wieder) alle abgeräumt, der Skill-Unterschied von mir zu meinen Freunden war schon damals beträchtlich.

Ein Jahr später folgte mit Winter Assault ein Addon, welches die Imperiale Armee als neue Fraktion ins Spiel brachte. Deren für das Spiel entworfene Super-Einheit Baneblade hat es mittlerweile auch in die Tabletop-Vorlage geschafft. Die neue Kampagne ist zweigeteilt in die Richtungen Ordnung und Chaos, erstmals sind damit alle Fraktionen in der Kampagne spielbar, wenn auch nur für wenige Missionen. Das zweite Addon Dark Crusade funktioniert alleine, wenn ihr alle Fraktionen im Multiplayer spielen wollt, müsst aber auch das Hauptspiel und das erste Addon installiert haben. Die Kampagne spielt auf einer Meta-Karte mit Provinzen, die meisten Gefechte entsprechen 1-gegen-1-Skirmish-Partien, nur die Eroberung der Festung einer Fraktion sind interessanter, weil sie sich mehr wie richtige Kampagnen-Szenarien spielen. Mit den Tau und Necros finden zwei weitere Fraktionen ihren Weg ins Spiel. Das zweite Addon Soulstorm funktioniert weitestgehend identisch, wurde aber nicht mehr von Relic, sondern von den Titan-Quest-Machern Iron Lore entwickelt und bringt mit den Dunklen Eldar und den Adeptas Soritas zwei weitere Parteien mit. Die von Fans lange geforderten Tyraniden gibt es nur per Mod.

Im Nachfolger von 2016 spielen die insektenartigen Schwarmintelligenzen dagegen von Anfang an eine tragende Rolle. Das Gameplay wurde noch stärker in Richtung taktischer Gefechte verschoben, Basenbau und Forschung existierte kaum noch. Für mich fühlte es sich ein wenig wie Company of Heroes auf Speed an. Es folgten zwei Addons, welche die Geschichte fortsetzten und weitere Fraktionen in Spiel brachten. Der "The Last Stand"-Horde-Modus gibt es auch alleinstehend und erfreut sich heute noch einer gewissen Beliebtheit. Für den dritten Teil kann man das nicht sagen. Relic versuchte, eine Art Hybrid aus den beiden Vorgängern zu machen, der sowohl großen Wert auf taktische Gefechte, als auch klassische RTS-Tugenden wie Basenbau legte. Was dabei herauskam, war weder Fisch noch Fleisch und hat keinen Fan so richtig abgeholt – ein angeteasertes Addon wurde noch in der Entwicklung eingestellt.

Glücklicherweise ist Dawn of War trotz Lizenz heute gut verfügbar. Neben den klassischen CDs gibt es das Spiel auf Steam und GOG zu kaufen, mit jeweils funktionierendem Multiplayer. Nach der Abschaltung von Gamespy wurde er auf SteamWorks und GOG Galaxy portiert, funktioniert aber nicht Plattform-übergreifend. Die Community ist klein, Multiplayer-Partien entsprechend schwierig zu finden. Für Solo-Generäle mit Affinität zum Warhammer-40k-Universum ist Dawn of War aber immer noch eine Empfehlung wert. Nur ein Tipp: Spielt in einer 4:3 Auflösung, weil alles im Breitbild-Format nicht richtig unterstützt wird und das Bild oben und unten abgeschnitten wird. Wer will schon weniger Übersicht in einem Echtzeitstrategiespiel?