Heute vor 25 Jahren: Pokémon Rote und Blaue Edition in Deutschland

Screenshot: Szenen aus Pokémon Rote und Blaue Edition

In Japan grassiert die Manie um die Taschenmonster bereits und verhalf dem deutlich veralteten Gameboy zu einem zweiten Frühling. Wie damals nicht unüblich sollte es eine Weile dauern, bis die Spiele Europa erreichten. Auch hier entfachten sie einen ungeahnten Hype, heute gilt es als das beliebteste und profitabelste Entertainment-Franchise. Am 5. Oktober 1999 kamen Pokémon Rote und Blaue Edition nach Deutschland.

Direkt zum Start stehen Spieler vor der schwersten Wahl ihres meist noch jungen Lebens: Schiggy, Glumanda oder für den Rest eures Lebens Außenseiter bleiben und Bisasam wählen? Klingt zuerst trivial, hat aber im Verlauf des Spiels große Auswirkungen. 150 Taschenmonster klingt erst nach viel, aber in der ersten Generation waren die Elementtypen noch sehr ungleich verteilt, dazu gab es große Lücken bei den Attacken, die erst in späteren Generationen ausgebügelt wurden. Mit Schiggy oder Glumanda sind die ersten Arena-Kämpfe gegen den Gestein-Experten Rocko und Wassernixe Misty eine Herausforderung. Ein schlagkräftiges und vor allem vielseitiges Team aus sechs Taschenmonster aufzubauen ist es deshalb wichtig. Im hohen Gras, auf Wasser und in Höhlen findet ihr in Zufallskämpfen allerhand weitere Kreaturen, in einem Pokéball gefangen könnt ihr sie im Kampf einsetzten. Besiegte Gegner bedeuten Erfahrungspunkte, alle können bis zu Level 100 aufsteigen und werden entsprechend stärker. Oder ihr tauscht mit einem Freund, sofern ihr genug Orden habt gehorchen sie euch auch. Anders kommt ihr auch nicht auf einen kompletten Pokédex, eine Art Lexikon, mit dessen Vervollständigung euch Professor Eich zu Beginn des Spiels beauftragt.

In der Welt der Pokémon ist es offenkundig völlig normal, 10jährigen Jungen zusammen mit einer Wasser- oder Feuerspeienden Bestie alleine auf die Reise zu schicken. Niemand stört sich daran, nicht mal eure eigene Mutter, die geduldig daheimbleibt, bis ihr als Champ wieder kommt. Auf dem Weg dahin werde ihr nicht nur die acht Arena-Leiter und die Elitetrainer der Top-4 besiegen um der allerbeste zu werden, ganz nebenbei zerschlagt ihr auch das Verbrechersyndikat von Team Rocket. Das war damals durchaus eine Herausforderung, viele Komfort-Funktionen, welche die Spiele deutlich einfacher machen, kamen erst später. Und da wäre noch euer Rivale, der an den unpassendsten Stellen euch mit seinem starken und ausgeruhten Team herausfordert. Da seit ihr schneller wieder im Pokémon-Center, als euch lieb ist.

Im Juni 2000 später erschien mit der Gelben Edition eine Version, die ein paar Elemente aus der Anime-Serie einbaut. Euer Starter-Pokémon ist immer das Quasi-Maskottchen des Franchise Pikachu, dass das ganze Abenteuer hinter euch herläuft und sich ganz wie in der Serie weigert, sich weiter zu entwickeln. Zudem trefft ihr statt auf generische Team Rocket Mitglieder immer wieder auf Jesse und James, die ganz stilecht ein Mauzi und Rettan ins Feld führen. Alle drei Spiele gab es zuletzt für die Virtual Console des 3Ds zu kaufen, mit Anbindung an die Pokémon Bank, ein Online-System zur Verwaltung eurer Taschenmonster bis zur siebten Generation für den 3Ds. Aktuell könnt ihr die Spiele nirgends erwerben, außer auf dem Gebrauchtmarkt natürlich. Dem haben mittlerweile aber leere Batterien für den Speicher zugesetzt und viele Module unbrauchbar gemacht. Alternativ gibt es die Remakes Feuerrote und Blattgrüne Edition für den Gameboy Advance, aber auch nur als Modul, einem von Fans lange geforderten digitaler Release ist die Pokémon Company bisher nicht nachgekommen.

Alles was danach kommt, dürfte für diese Rubrik zu viel sein. Aktuell zählt die Liste der Taschenmonster 1025 Einträge, erdacht für neun Generationen an Hauptspielen. Dazu gibt es zahlreiche Spin-Offs, ein höchst erfolgreiches Sammelkartenspiel, eine Anime-Serie geteilt in mehrere Abschnitte mit über 1300 Folgen insgesamt und über 20 Filme. Pokémon gilt heute als das erfolgreichste Entertainment-Franchise überhaupt – die Spiele machen davon aber nur noch einen kleinen Teil aus. Die Pokémon-Company, ein Joint-Venture aus Nintendo und Entwickler Game Freak, macht mit Merchandise mittlerweile ein Vielfaches des Umsatzes der Spiele – die sich trotzdem jedes Mal im zweistelligen Millionenbereich verkaufen. Zu Nachschubproblemen sollte es deshalb nicht kommen. Und vielleicht erbarmt sich die Firma auch noch und bringt die Klassiker zurück auf die Switch oder deren Nachfolger. Damit ihr wieder ganz wie früher eure Reise durch Kanto antreten könnt.