Allgemein
+ Grafik passt stilistisch zu Borderlands
– Gestik und Mimik der Figuren arg hölzern und steif
+ kaum Interaktion, mehr interaktiver Film
+ Borderlands-Humor
+ sehr gute Sprecher
– Sound Effekte zu laut, lassen sich nicht getrennt regeln
– Tastenbelegung lässt sich nicht ändern
– keine Physik: Animationen auffallend unrealistisch (Stichwort: Fahrzeuge auf Schienen)
– feste Kameraperspektive macht laufen manchmal arg knifflig
Eine Enttäuschung mit Ansage war Tales from the Borderlands. Ich war schon immer skeptisch ob ich die Spiele nach der Telltale-Formel mag, es schien mir zu sehr wie ein Film mit gelegentlichen Quicktime Events zu sein. Die Settings haben mir bisher nicht so zugesagt, Zombies kann ich sowieso nicht leiden (sind zu eindimensionale Gegenspieler) und Krimis finde ich auch nicht sonderlich spannend. Als ich hörte sie wollen ein Spiel im Borderlands-Universum machen war ich schon interessierter, bin ja großer Fan der Serie.
Letztlich kam es aber so wie gedacht: man sieht sich 10-20min einen Film an, dann kommt eine Dialogsequenz oder ein Quicktime Event, wobei ich letzteres eh für eine schlechte Ausrede für Gameplay ansehe. Ich hab das Spiel mit einem Controller gespielt, da ich beim Film gucken vorm Rechner mit gerne etwas zurück lehne und meine Hände in den Schoß lege – ich hab mir einige male die Hände am Tisch angeschlagen als ich mich ein Quicktime Event überrascht hat. Und mehr ist das Spiel wirklich nicht – wobei ich versucht bin es eigentlich kein Spiel zu nennen, mir hat es einfach zu wenig Interaktivität. Und wenn dann merkt man dass das Spiel darauf getrimmt ist auf Smartphones und Tablets zu laufen: mehr als einfache Wischgesten braucht man nicht. Ums zusammenzufassen: es ist mir (wie erwartet) zu viel Film und zu wenig Spiel.
Technisch gibt es eigentlich nur ein Wort: altbacken. Die Texturen sind nicht das wahre (hier fällt das noch nicht so auf weil es geschickt Borderlands‘ Comiclook nutzt), die Animationen und vor allem die Mimik und Gestik sind so steif das Half-Life 2 wie ein Spiel aus einem anderen Jahrhundert wirkt. Autos fahren wie auf eckigen Schienen. Auch hier merkt man: das Teil muss auf wesentlich schwächeren Systemen wie meinem Rechner laufen. Borderlands 2 ist technisch in jeder Beziehung besser.
Die fünf Episoden hab ich sehr unterschiedlich wahrgenommen: die erste war ein guter Auftakt, man lernt die Charaktere und die Ausgangssituation kennen. Dabei wird schon viel Borderlands-Atmosphäre übertragen, es fühlt sich doch schon recht vertraut an. Der Fokus liegt auf den neuen Charaktere, die alten spielten zumindest in meiner Version kaum eine Rolle. Wie sehr sich die Entscheidungen im Spiel auswirken kann ich aktuell nicht genau sagen, dafür bräuchte es einen zweiten Durchlauf mit anderen Entscheidungen und dafür fehlt mir die Motivation.
Die zweite und dritte Episode waren richtige Durchhänger, die Story kam gefühlt kaum voran und der Humor hat auch nicht wirklich gezündet. Dafür vielen mir die Schwächen um so mehr auf. Die Charaktere sind zwar bunt gemischt, aber nicht so gut ausgearbeitet wie ihre Gegenstücke in Borderlands 2 und nicht mal wie in The PreSequel!. Dazu finde ich dass die Handsome Jack als Charakter endgültig ausgemolken haben. Die Art und Weise wie sie ihn in Tales from the Borderlands untergebracht haben hatte einige interessante Situationen und Dialoge hervorgebracht, aber der Weg dahin war teils arg widersinnig. Eigentlich mag ich den Charakter ja, Borderlands 2 hat er einen der besten Antagonisten beschert die mir jemals in einem Videospiel untergekommen sind, vor allem weil seine Entwicklung und Motive nachvollziehbar und Glaubwürdig sind. Man muss mit ihnen nicht übereinstimmen, aber man versteht warum es so handelt. Wie der da hingekommen ist sollte The PreSequel erklären, aber das war irgendwie halbgar und manches war einfach nur blöd (Stichwort: was hinter der Maske ist).
Die vierte ist die klar beste, denn es passiert in der Story richtig was und auch der Humor ist wieder da. Der bewegt sich zeitweise sogar auf dem Niveau von Boderlands 2, wenn auch nur kurz. Allerdings bietet diese Episode auch die enttäuschendste Szene, die packe ich aber in einen Spoiler:
Die letzte war etwas schlechter, hauptsächlich weil die Gagdichte nicht mehr so hoch war. Das Ende ist aber versöhnlich und hat mich dann doch zufrieden gestellt, da die Geschichte zu einem vernünftigen Abschluss kam und sogar Entscheidungen bis runter in die erste Episode einen Rolle spielten. Nehme ich zumindest an.
Ich bin den Telltale-Spielen aber nach wie vor eher abgeneigt, mir ist das einfach zu wenig Spiel und zu viel Film. Ich werde mir das Game of Thrones Spiel noch ansehen, aus dem selben Grund weil ich die TV Serie mag, um die anderen Spiele von Telltale werden ich wohl aber einen Bogen machen.