Season Passes für DLCs von Spielen sind weiterhin schwer in Mode: quasi jeder aktuelle, etwas größere Titel bietet die Möglichkeit, DLCs im voraus meist zu einem vergünstigten Preis zu kaufen. Dabei geht man aber auch ein gewisses Risiko ein, da man über die Qualität der zusätzlichen Inhalte noch wenig bis gar nichts weiß (teilweise nicht mal wer sie entwickelt, Gearbox ist bekannt dafür die Entwicklung von DLCS auszulagern) – wie in diesem Fall bei BioShock Infinite. Bei Borderlands 2 bin ich dieses Risiko eingegangen und es hat sich gelohnt, alle Inhalten des Season Passes waren gut bis fantastisch, boten eine ordentliche Spielzeit und zumindest einige Neuerungen zum angemessenen Preis. BioShock Infinite war für mich eines der besten Spiele 2013, können die DLCs da mithalten?
Kleiner Hinweis: da die DLC dazu gedacht sind nach dem Hauptspiel angegangen zu werden kann ich Spoiler nicht gänzlich vermeiden.
Clash in the Clouds
Um eines vorneweg zu nehmen und klar zu stellen: ich mag keine Arena-Modi. Hauptsächlich weil sie eher langweilig sind: Welle um Welle von Gegner zu besiegen ist für mich nicht die Krone des Spielspaßes sondern artet eher in Arbeit aus. Nimmt man nun ein Spiel wie BioShock Infinite mit einem soliden, aber nicht überragenden Kampfsystem, was da kommt da wohl raus? Nichts wirklich besonderes.
Der DLC bietet vier recht kleine Arenen die sehr den Kampfplätzen des Hauptspiels ähneln und alle wichtigen Elemente beinhalten: Skylines und Tears (Elizabeth ist auch wieder dabei). Leider ist zu beginn nur eine verfügbar, die anderen müssen gegen Geld freigeschaltet werden, welches man für Abschüsse, erlangte Blue Ribbons (dazu später mehr) und dem Abschluss von Runden bekommt. Nach jeder Runde kommt man wieder zurück in einen Raum mit Automaten und allen Waffen um sich neu auszurüsten und Upgrades zu kaufen, ganz wie im Hauptspiel. Für jede der 60 Runden gibt es noch eine Sonderaufgabe (Blue Ribbon Challange), z.b. alle Gegner mit einem Mashinengewehr oder von der Skyline aus zu erledigen. Für das erlangen der Ribbons gibt es Geld mit dem sich neben Upgrades, welche dauerhaft erhalten bleiben, Konzeptzeichnungen, Videos und Voxophone kaufen um mehr über die Geschichte von Columbia zu erfahren. Für mich ist das leider nicht genug Motivation, zumal man immer wieder von vorne Anfangen muss: verlässt man das Spiel muss man wieder ganz am Anfang anfangen, man kann seine Serie nicht fortsetzen. Scheitert man auf einer Karte (das Ziel ist alle Gegner auszuschalten) muss man vor vorne beginnen, alle gekauften Upgrades bleiben aber erhalten. Das führt dazu dass man zu Beginn keine Extras freischaltet sondern vor allem in Upgrades investiert, die ersten Runden immer und immer wieder abgrast und irgendwann wie im Schlaf durchspielt.
Fazit: So sehr ich BioShock Infinite mag und auch das Kampfsystem mochte, so gut dass ich damit Stunden ohne jegliche Story verbringen möchte war es dann noch nicht. Für die 4,50€ habe ich schon wesentlich bessere Inhalten gesehen.
Burial at the Sea Episode 1
Kommen wir nun zum wichtigeren: Burial at the Sea soll eine Brücke zwischen BioShock Infinite und den Vorgängern schlagen. Folgerichtig spielt er in Rapture vor dessen Zusammenbruch, man spielt diesmal einen Version von Booker DeWitt welcher sich in Rapture nieder gelassen hat. Er bekommt Besuch von Elizabeth, welche deutlich älter ist. Am Gameplay hat sich erstmal wenig geändert: zu beginn ist man Elizabeth in Rapture unterwegs, löst ein paar kleinere Rätsel und sammelt Hinweise. Später wird es dann kampflastiger, wobei der Schwierigkeitsgrad enorm angezogen hat: BioShock Infinite habe ich auf „normal“ ohne Probleme durchgespielt, in Burial at the Sea Episode 1 bin ich einige mal gestorben. Vor allem weil das Spiel nur sehr spärlich Healthpacks gibt, Elizabeth keine so große Hilfe mehr ist wie im ersten Teil und man Munition nur im Homöopathischen Dosen bekommt – wenn man für einen Gegner fünf Kugeln braucht, man aber nur eine dabei findet geht die Rechnung irgendwann nicht mehr auf. Hier merkt man dass die Entwickler den Fokus mehr auf ein schleichlastiges Gameplay verlagern wollen, was mir gar nicht schmeckt.
Einige der Fähigkeiten aus dem Grundspiel sind wieder da, z.b. das Übernehmen von Maschinen. Da man in Rapture unterwegs ist braucht man auch kein Salz sondern Eve und die neue Fähigkeit heißt wieder „Plasmid“ – Old Mans Winter ist ein Eiszauber, mit dem man Gegner einfrieren um sie dann per Nahkampfangriff zu erledigen kann oder Eisfallen legen kann. Ein gute Ergänzung, aber nichts wirklich brillantes. Waffen gibt es zwar neue, die entpuppen sich aber im wesentlichen als grafische Änderungen angepasst an die Epoche und bringen spielerisch nichts neues. Die Kämpfe laufen ansonsten wie gewohnt hab, leider steht Elizabeth teilweise arg im Weg. In BioShock Infinte wurde das noch gut gelöst, auch wenn sie des öfteren durch die Gegend teleportiert wurde. Das scheinen die Entwickler sich zu Herzen genommen haben, auch wenn meiner Ansicht nach genau das falsche herauskam. Die größte Neuerung dürfte sein dass man nun mehr als ein Waffe mit sich tragen kann. Zwar können immer nur noch zwei aktiv sein, man kann aber ähnlich wie die Plasmide nun andere auswählen, zumindest außerhalb eines Kampfes, wodurch man deutlich flexibler ist und auch mal experimentieren kann statt nur auf die Standard-Waffen zu setzten um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
Die Atmosphäre ist eine deutlich andere als im Hauptspiel, allein schon wegen Rapture. Dessen Flair kommt wieder gut rüber, auch wenn es ein wenig anders ist da die Stadt noch nicht komplett heruntergekommen ist – man kann allerdings die Ansätze schon erkennen. Die Geschichte schlägt dabei gekonnt die Brücken zwischen BioShock Infinite und BioShock und hat auch die ein oder andere Überraschung parat. Einige der wichtigen Charaktere aus BioShock haben zumindest indirekt einen Auftritt, wenn man über ihr Schicksal aber schon Bescheid weiß fehlt ein wenig das Mysterium das sie sonst umgab. Ein paar neue gibt es auch und die passen ins gewohnte Bild von Rapture – also völlig abgedreht und verrückt. Auch gibt es viele Anspielungen auf BioShock Infinite, wer die Geschichten kennt kann einige parallelen erkennen. Generell ist der DLC nicht schlecht, oder? Eines gibt es noch zu sagen: die Spielzeit beträgt keine zwei Stunden. Ich brauchte nur 1:45min, dafür schlappe 15€, das sind schon Kino-Standards. Ich kann verstehen dass viele neue Assets erstellt werden mussten, das Preis/Leistungsverhältnis grenzt hier aber an eine Frechheit und wird nur durch die Qualität zumindest teilweise gerettet. Zudem gibt es die Sprachausgabe nur auf Englisch, welche zwar auf gewohnt hohem Niveau ist, wer aber alles in seiner Muttersprache erleben will hat keine Alternative.
Fazit: Burial at the Sea Episode 1 ist ein solider DLC, der die Brücke zwischen BioShock Infinite und BioShock schlägt. Das alte BioShock-Flair ist wieder da (wenn auch in etwas anderer Form) und es gibt einige Überraschungen, spielerische Neuerungen sind aber rar gesät. Die Spielzeit von gerade mal eineinhalb Stunden sind aber ein schlechter Witz.
Burial at the Sea Episode 2
Zu guter letzt‘ wird Burial at the Sea mit einer zweiten Episode fortgesetzt, was auch angesichts der offenen Endes des ersten Teils nötig war. Die erste Überraschung bekommt man gleich zu beginn, da man nicht Booker DeWitt sondern Elizabeth spielt. Booker ist auch da, so irgendwie aber da verrate ich mal nicht mehr. Mein größter Kritikpunkt am ersten Teil war die sehr kurze Spielzeit, hier liefert Episode 2 deutlich mehr: knapp drei Stunden sind zwar immer noch kein sehr guter Wert, für den selben Preis bekommt man aber immerhin deutlich mehr. Elizabeth kann auch mit Plasmiden umgehen und bekommt ein paar neue spendiert, zudem haben es auch wirklich neue Waffen in das Spiel geschafft.
All unterstützen dabei das radikal geänderte Gameplay: da Elizabeth kein kriegserprobter Haudrauf wie Booker ist muss sie viel mehr auf schleichen setzten. Das macht zwar Story-technisch Sinn, krempelt das Gameplay aber radikal um: konnte man alle bisherigen BioShocks auch mit brachiale Gewalt spielen ohne größere Nachteile zu haben wird einem hier das Schleich-Schema aufgedrückt, es gibt schlicht keine alternative und die Regelungen sind teilweise höchst unsinnig. Eine der neuen Waffen ist eine kleine Armbrust, mit der man die meisten Gegner mit einem Schuss ausschalten kann (wobei das Spiel auch mal von „Betäuben“ spricht, ich habe aber nicht gesehen dass einer der Gegner wieder aufgestanden ist) – allerdings nur solange man nicht entdeckt wurde. Jeder Gegner hat eine Anzeige über seinem Kopf die angibt ob er den Spieler entdeckt hat oder nicht: grün bedeutet keine Gefahr, bei gelb hat es etwas wahrgenommen ist aber noch nicht sicher und rot bedeutet er hat den Spieler gesehen und greift an, was auch für ihn umgebende Gegner gilt. Das Problem an der Sachen: an den Grad des Gesehen-werdens ist der Schaden der Waffen gebunden. Solange man nicht gesehen wurde reicht ein guter Treffer um einen Gegner auszuschalten, ist man sehen worden hat man das Gefühl mit Platzpatronen und Papierfliegern zu schießen – dann braucht es drei bis vier Treffer mit einem Revolver in den Kopf um einen Gegner zu erledigen. Das Munition genauso rar ist wie in der ersten Episode macht das ganze nicht besser.
Die Story der ersten Episode wird fortgesetzt und das haben die Entwickler wieder sehr gut hingekriegt. Die Atmosphäre ist wieder etwas anders, da der gesellschaftliche, moralische und strukturelle Verfall von Rapture voranschreitet. Während man in der ersten Episode noch die bunte, hell erleuchtete Vision von Andrew Ryan bestaunen kann, nimmt die Stadt im zweiten Teil deutlich düstere Züge an. Mit dabei sind wieder alles wesentlichen Charaktere aus BioShock Infinite und BioShock, die Verbindung zwischen beiden Spielen wird noch enger und man erfährt auch das eine oder andere überraschende Detail zu den Geschichten beider Spiele. Optisch kann das Leveldesign überzeugen, spielerisch ist es stark verändert, was der Schleichmechanik geschuldet ist. Es wird auch einige Abwechslung geboten, was ich so nicht erwartet hatte und hier nicht mehr verraten will. Wie in der ersten Episode gibt es nur die zwar sehr guten, aber eben nur englischen Sprecher.
Fazit: Ich weiß nicht ob ich den Abschluss von BioShock Infinite auch nur einigermaßen objektiv bewerten kann weil mir die Spielmechanik dermaßen widerstrebt. Er hat durchaus seine gute Seiten: die Levels sind abwechslungsreich und sehr schön gebaut, die Geschichte ist spannend und gut erzählt. Leider wird für mich alles von der radikal geänderten Spielchemanik überschattet, so dass für mich ein negativer Nachgeschmack bleibt. Die Spielzeit mit knapp drei Stunden ist zwar besser, aber noch nicht bei „gut“ angelangt.
Fazit: Insgesamt hat sich der Season Pass für mich nicht gelohnt. Clash in the Clouds sieht für mich wie ein Lückenfüller aus weil Irrational Games drei DLCs versprochen hat, aber nicht das Budget für drei große Erweiterungen bekommen hat. Burial at the Sea ist deutlich besser, allein schon weil der Fokus wieder deutlich in Richtung Story verschoben wurde. Die kurze Spielzeit beider Pakete könnte ich nicht verkraften, aber dass das Gameplay stark in Richtung eines Schleichspiels verschoben wurde gefällt mir gar nicht – dafür widerstrebt mir dieser Spielstil viel zu sehr. So wurde gerade die zweite Episode ein sehr frustrierendes Erlebnis, das durch die gewohnte sehr gute Story, Atmosphäre und Sprecher nicht aufgewogen wurde.