Gearbox setzt mit Borderlands 3 eine weitere Tradition fort: eine Wagenladung DLCs mit extrem langen Namen. Ich habe sie mittlerweile alle und auch so gut es geht gespielt, hier folgen meine Eindrücke zu jedem der Pakte inklusive einer Einschätzung, wie ich zu deren Preise stehe.
Inhalt
Pre-Order Boni
Heute gibt es quasi kein Spiel ohne Boni für Vorbesteller, die meist später allen Spieler zugänglich gemacht werden, dann allerdings gegen Bezahlung. Borderlands 3 ist keine Ausnahme. Allerdings fallen sie recht schwach aus. Ein paar Waffen aus dem Social-Briefkasten abholen, die zwar alle von Qualität Legendär sind, aber nur bis Level 10 skalieren und dadurch relativ schnell nutzlos werden. Das ist zwar irgendwie nett, aber hätte es wirklich nicht gebraucht; der Mehrwert ist sehr überschaubar.
Kostenlose DLC
Auch wenn Gearbox schon länger eine sehr ausufernde DLC-Politik betreibt, ein paar verschenken sie auch. Erwartet aber bitte nicht zu viel…
Miniraid: Takedown at the Maliwan Blacksite und Guardian Breach
Der Maliwan-Takedown ist für Gruppen von vier Spielern gedacht, entsprechend aufwändiger wird auch das Effektfeuerwerk
Was Borderlands 3 von Anfang an fehlte, war ein richtiger Raid. Also ein Kampf gegen einen extrem starken Gegner, den man eigentlich nur als hochgerüstete Gruppe bestehen kann, dann aber auch das beste Loot winkt. Ein wenig dem entgegen wirken die beiden Takedown genannten Missionen.
Die laufen relativ einfach ab: Man landet auf einem neuen Planeten, kämpft sich durch lineare Level bis zu einem Bosskampf und legt ihn im Idealfall. Und das wars dann eigentlich auch schon. Solo dürfte es nicht unmöglich sein, aber in der Gruppe deutlich einfacher. Zumindest zum Release mit Maximallevel 50, wie es mit dem aktuellen aussieht habe ich nicht getestet. Ebenso wie die automatische Suche, ich habe nicht erneut ausprobiert, ob es noch genug Spieler gibt, damit man nicht ewig warten musste. Zum Release hat sie gut funktioniert, hat aber durchaus etwas gedauert, bis sich eine Gruppe gefunden hat.
Wöchentlich grüßt das Murmeltier: Seasonal Events
Ebenfalls als eine Art kostenloser DLC sind die Saisonalen Events zu sehen. Davon haben es drei ins Spiel geschafft. Zuerst waren sie nur zu bestimmten Zeiten im Jahr aktiv, mittlerweile kann man sie nach gutdüngen Ein- und Ausschalten und die speziellen Belohnungen dafür jederzeit sichern.
Allen ist gemein, dass sie von Maurice, einem sprechenden Dinosaurier an Bord der Sanctuary 3 vergeben werden, entsprechend sind sie erst verfügbar, sobald man auf dem Schiff ist. Die Aufgabe ist immer, zuerst Informationen zu sammeln, was man schlicht dadurch macht, dass man in anderen Gebieten Gegner erledigt und dann hofft, dass sie passende Sachen droppen. Hat man genug, geht es in ein spezielles Level mit einem neuen Endboss. Danach kann alles beliebig oft wiederholt werden. Zudem gibt es für jeden Aufgaben, für deren Erfüllung winken weitere Beutekisten mit zum Event passenden Loot. Sie bieten aber nichts wirklich Neues, nur weitere Variationen der bereits bekannten Gegner und einfache Aufgaben.
Das erste Event Bloody Harvest orientiert sich klar an Halloween und hat entsprechend ein Gespenster-Thema. Auch die neuen Gegenstände passen in das Schema, wie eine Granate, die Totenköpfe spawned, die dann Gegner erledigen. Der zweite heißt Revenge of the Cartels, was mich jetzt nicht direkt an einen Feiertag erinnert, aber voll die 80er-Synthwave-Nostalgieschiene fährt. Inklusive passender Musik. Der letzte, Broken Hearts Day, ist an den Valentinstag angelehnt – aber in einer für Borderlands typischen überdrehten und von Waffen gespickten Variante.
Fazit: die saisonalen Events sind nett, aber sehr kurz, repetitiv und allgemein nur noch mehr Grind. Sehr schnell hat man alles gesehen und kann es nur immer und immer wieder wiederholen. Einmal reichte mir schon.
Serious Minispiel: Borderlands Science
Ein wenig überraschend kam ein kleines Minispiel ins Spiel. Seit einem Update steht in Tannis Labor ein Automat, an dem man Symbole sortiert. Das soll der Wissenschaft helfen, da man hier auf richtigen, wissenschaftlichen Daten arbeitet. Ist spielerisch ganz nett, aber erwartet hier nicht zu viel. Das man hier etwas Gutes tut, muss als Belohnung größtenteils reichen – ungewöhnlich für ein Spiel, dass einen ansonsten damit regelrecht zuwirft.
Season Pass 1
Schon zum Release war klar, dass es einen Season Pass geben soll. Im Gegensatz zu The PreSequel aber vier "richtige" Content-Pakete, ganz wie im numerischen Vorgänger. Sie erschienen in relativ kurzen Abständen, meist alle 2-3 Monate. Allen ist gemein, dass sie von der Hauptstory komplett getrennte, eigene Geschichte erzählen und zugänglich werden, sobald man im Hauptspiel Sanctuary 3 erreicht hat und in der Galaxie umherfliegen kann. Alle skalieren im Level mit dem Spieler (bzw. im Multiplayer mit dem des Hosts). Jeder Teil lässt sich auch einzeln kaufen, sie kosten dann jeweils 15€, im Paket werden 50€ fällig. Ich bin schon vor Release das Risiko eingegangen, das Paket in der Super-Deluxe-Edition gleich mitzukaufen.
Alle sind vom Umfang her ungefähr gleich, für die Hauptstory brauchte ich jeweils 4-5 Stunden, dazu kommen Nebenquests ihn ähnlichem Umfang, Von letzteren habe ich nicht alle gespielt, aber mir ist keine als wirklich schlecht in Erinnerung geblieben. Teils sind sie richtig gut, andere eher belanglos. Allen gemein ist, dass sie in dieselben Gebiete zurück führen, dann mit teils erheblichen Laufwegen.
Goooooooold: Moxxi’s Heist of the Handsome Jackpot
Der erste, große DLC kam nur wenige Monate nach dem Hauptspiel heraus und was soll ich sagen: sie haben es wieder getan. Sie haben es geschafft, auch in Borderlands 3 Handsome Jack zu integrieren. Gut, diesmal "nur" posthum, aber ich denke wirklich, sie sollten den Charakter ruhen lassen. So gut er auch war, er hat seinen Zenit schon eine Weile überschritten.
Ja, sie haben es geschafft Handsome Jack ins Spiel zu bringen. Wenn auch nur als Rückblenden. In 4:3.
Die Story ist schnell erzählt, Handsome Jack hatte ein Kasino, dass Moxxi für sich beansprucht. Nach seinem Ableben haben dort aber Banditen die Kontrolle übernommen, die Vault Hunter sollen sie entsprechend ausräuchern. Neben ein paar neuen Charaktere gibt es auch ein Wiedersehen mit Timothy, der in The PreSequel-DLC noch als Doppelgänger von Jack spielbar war. Das finde ich gut, dass sie hier einen eher unbekannten Charakter gut eingebaut haben. Vielleicht war es aber auch nur eine Ausrede, Daemon Clark in der englischen Version wieder eine Sprechrolle zu geben (die deutsche Version habe ich nicht getestet).
Die Level sind ganz im Hochglanz-Stil von Hyperion gehalten, da zudem alles in einer Raumstation spielt fehlt mir ein wenig die Abwechslung. Da es ein Kasino ist, ist es die monetäre Dekadenz in Reinform. Sehr viel im DLC dreht sich um Geld, wie Zugang zu den VIP-Räumen, die besseres Loot versprechen. Dafür findet man auch sehr viel, vor allem in den an jeder Ecke aufgestellten Spielautomaten. Gut wenn man noch Storage-Deck-Upgrades für Munition und Inventar offen hat. Ansonsten sind die Level recht Standard, nur ein Abschnitt mit Low-Gravity lockert sie etwas auf. Was mich aber stört ist, dass die Checkpoints teils extrem weiter auseinander liegen. Sterbe ich an einer unglücklichen Stelle, muss ich wieder weit zurücklaufen, wo ich war. Da hätte ein paar mehr wirklich gutgetan. Oder ein Fahrzeug, davon gibt es keine und man hat auch auf die bestehenden keinen Zugriff.
Spielerisch gibt es wenig neues, es ist eben mehr Borderlands. Größte "Neuerung" dürften die Rückkehr der für Hyperion typischen Loader-Bots sein, die man im zweiten Teil noch zu tausenden zerstörte. Da sie alle den Armored-Rüstungstyp haben, ist eine Waffen mit Säureschaden sehr zu empfehlen. Es gibt auch wieder jede Menge Banditen, aber da die Levels fast ausschließlich aus Innenräumen bestehen, keine fliegenden Gegner. Es gibt deutlich weniger Bosskämpfe, nämlich genau drei Stück – im Hauptspiel war dass noch die Anzahl der Meter bis zum nächsten, grob geschätzt. Sie sind zwar alle auch gut gemacht, aber doch etwas wenig, für einen Geschmack hätte es noch ein oder zwei mehr sein dürfen.
Fazit: Ein überaus solider DLC, dem es an Highlights und klaren Alleinstellungsmerkmalen fehlt. Mehr vom selben, aber in gut.
Eisige Cthulhu-Wikinger: Guns, Love, and Tentacles: The Marriage of Wainwright & Hammerlock
Im zweiten DLC gibt es ein Wiedersehen mit gleich einer ganzen Reihe von bekannten Charakteren. Dass Wainwright Jacobs und Sir Hammerlock ein Paar sind erfährt man schon im Hauptspiel, jetzt wollen sie den Bund der Ehe schließen. Zur Planung haben sie keine Geringer als Gaige, die Mechromancer aus dem DLC zu Borderlands 2 engagiert. Sie hat einen Eis-Planeten am Rande der Galaxie mit riesigem Tentakel-Monster im Hintergrund gebucht. Romantik ist schon ein sehr individuelle Sache.
Viele der Level erinnert mich mit ihrem kalten blau und obsidianfarbenen Texturen an Northrend aus WarCraft 3 oder World of WarCraft – Wrath of the Lich King, es dürften zumindest eine Inspirationsquelle gewesen sein. Auch, dass sie einer Art Wikinger-Volk bewohnt werden. Das zweite, große Thema ist der Cthullu-Mythos von Lovecraft, der für die Stadtbewohner Pate stand. Alle wirken irgendwie unheimlich und Kisten haben ein schleimiges Tentakel-Design. Ebenso wirken die Dörfer mysteriös bis unheimlich, alles aus Holz gebaut.
Spielerisch gibt es nichts neues, es ist das bekannte Borderlands-Gameplay. Vom Design her sind die Umgebungen einigermaßen abwechslungsreich, die meisten sind im Eis-Setting und wirken entsprechend düster und bedrückend. Genauso auch die Gegner: Humanoide Gegner im Wikinger-Design ersetzten die bekannten Banditen und Psychos in den offenen Gegenden, während in den Ortschaften Kultisten und Monster mit schiefen Fratzen und Tentakel dominieren. Gerade letztere hauen gut rein und stehen mir öfters im Weg, speziell weil der DLC viel hin- und herlaufen zwischen Schauplätzen erfordert, ein Fahrzeug steht nicht zur Verfügung. Das ist schon an sich nervig, aber wenn ich auch noch starke Gegner umkurven muss, macht es das Ganze einfach nur lästig. Der Umfang ist mit ungefähr fünf Stunden für die Hauptstory ordentlich, wenn auch durch die Laufwege etwas gestreckt. Dazu konnte ich nochmal ähnlich viel Zeit mit Nebenquests verbringen, von denen keine wirklich schlecht ist, aber auch richtige Highlights fehlen.
Wie bereits gesagt geht es um die Hochzeit von Wainright und Hammerlock, aber ersterer gerät in die Fänge von Kultisten und die Vault Hunter müssen ihn erst retten und dann von einer Besessenheit befreien. Dadurch erfährt man mehr über die Hintergründe des Kults und eine verschollene Forschungsexpedition der Dahl Corporation. Ich mochte die Geschichte und ihre tragische Auflösung. Gaige spielt auch eine Rolle, auch wenn sie selten selbst aktiv wird (und sich die Entwickler nicht entscheiden können, ob ihre Haare rot oder blond sind). Die anderen NPCs sind eher unwichtig, alle wirken irgendwie zwielichtig, mysteriös, unheimlich und als ob sie jede Sekunde angreifen würden, mit ihren tiefschwarzen Augen und merkwürdiger Aussprache, vor allem der Barkeeper in der Lodge, wo die Hochzeit stattfinden soll.
Fazit: Ein guter DLC mit interessanter Story und Umsetzung, aber auch wenig, was ihn von den anderen abhebt. Ein bisschen kurz für meinen Geschmack und die Umgebungen sind bedingt durch das Setting wenig abwechslungsreich. Wer dem Spiel schon etwas müde ist kann ihn auslassen, aber es ist trotzdem ein sehr guter DLC, aber leider kein absolutes Highlight. Für mich schade, weil gleich einige meiner Lieblingscharaktere tragende Rollen spielen.
Düsterer Japano-Western: Bounty of Blood
Der dritte DLC ist wieder in einem komplett anderen Setting. Borderlands war schon immer einer Art Space-Western, hier wird das aber voll auf die Spitze getrieben. Die Texturen, Felsformationen und Pflanzen auf dem neuen Planeten Gehanna sehen für mich schon sehr nach mittlerem Westen der USA aus. Eigentlich fehlt nur eine ausgedehnte Prärie, aber die wäre wohl langweilig gewesen. Passend dazu gibt es auch ein Labor der Jacobs Cooperation, das Setting erinnert mich an Control, aber mit Steampunkt-Elementen. Etwas schade finde ich nur, dass Wainwright Jacobs, immerhin mittlerweile Chef der Firma, nicht einmal zu Wort kommt. Klar ist es eigentlich eine verlassene Anlage, aber hier wäre Potential zur Verzahnung gewesen.
Nicht erwartet hatte ich aber den japanischen Einschlag, den die Devil-Riders-Fraktion ins Spiel bringen. Die Gegner sind tätowiert wie Yakuza-Mitglieder, ihr Hauptquartier wirkt wie eine Mischung aus klassisch japanischer Architektur mit Western-Elementen.
Der Ton des DLCs ist deutlich düsterer als in den anderen, der für Borderlands typische Humor tritt deutlich in den Hintergrund. Dazu wird alles von einem Erzähler kommentiert, was so in der Serie noch nie vorkam. Bemerkenswert fand ich die Einführung des neuen Bösewichts, Rose, direkt am Anfang. Ich dachte zuerst, sie wäre eine der vielen Badass-Charaktere, von denen das Franchise so einige hat. Aber als sie dann kaltblütig und ohne zu zögern ihr Begleittier erschießt, von dem sie davor noch sehr sentimental sprach, war mir klar, welche Rolle sie spielt.
Im Vergleich zum Hauptspiel und den anderen DLCs gibt es gleich mehrere neue Spielmechaniken: Schon kurz nach dem Start bekommt man die Fähigkeit, eine Art Jumppad zu nutzen. Die sind nicht nur zur Fortbewegung gut, in den Kampf-Arenen sind sie geschickt platziert, das erinnert mich fast ein wenig an Doom Eternal. Dazu gibt es im Jacobs-Labor Teleporter, die sich auch gut einfügen. Wirklich neu sind die grünen Kristalle, die mit einem Nahkampf-Schlag in eine großflächige Explosion auslösen, die richtig platziert auch zu Ketten-Reaktionen führen können. So kann ich in sehr kurze Zeit viele Gegner erledigen. Die sind leider nicht wirklich neu, sie heiße zwar anders und wurden optisch anders gestaltet, aber im Endeffekt sind es meistens doch nur Psychos bzw. Children of the Vault Anhänger, die sich teils exakt gleich verhalten und extrem ähnliche Animationen aufweisen. Neue Kreaturen gibt es zwar, aber sie verhalten sich nicht wirklich anders als die bekannten Skags oder Konsorten, zumindest ist mir nichts aufgefallen. Sparen können hätten sie sich das neue Fahrzeug, den an einen Schwebe-Dragster erinnernde Fahrzeug ist zwar schnell, hält aber wenig aus und macht nur sehr begrenzt Schaden. Eigentlich taugt es nur zum schnellen Durchhuschen.
Fazit: Ein sehr guter DLC mit düsterem Setting und Story, dazu ein paar neuen Spielmechaniken. Hat mir insgesamt richtig gut gefallen, für mich ist er sogar der beste unter den vier des ersten Season Pass.
Irres Kopfkino: Psycho Krieg and the Fantastic Fustercluck
Ganz in der Tradition der letzten DLCs zu den direkten Vorgängern wird es auch hier verrückt: Nach einem Pen & Paper von Tiny Tina und einer Reise in Claptraps Schaltkreise geht es nun in den Verstand von Krieg, einem Psycho, der sich als DLC-Charakter im zweiten Teil der Crimson Raiders anschloss. Ich habe ihn damals ehrlichgesagt kaum gespielt, weil mir seine Spielweise nicht gefiel. In Erinnerung blieb mir aber sein Trailer und ich sags mal so: der spielt hier eine nicht unwichtige Rolle. Und ja, ich meinen den Zug.
Über die Erklärung, wie Tannis es schafft, die Vault Hunter in den Geist eines anderen Menschen (oder was auch immer ein Psycho ist) eintauchen zu lassen, lasse ich mich nicht aus – sie ist serientypisch ein wenig verrückt und pseudo-wissenschaftlicher Kauderwelsch (was auch der Witz daran ist). Und dass ein Psycho ein Thema ist, dessen "Kollegen" in scheinbar wirren Sätzen sprechen, macht es nicht besser. Wobei im Verlauf klar wird, dass sie nicht in zufälligen Wortkombinationen ohne Bedeutung sprechen, sondern dass das ihre Sprache ist, die man verstehen kann. Nach einiger Zeit konnte ich zumindest den Grundton erkennen, für die richtige Übersetzung sorgt der "sane" Krieg, also der noch bei Verstand ist. Er zeigt sich als vom "normalen" Krieg getrennte Person und führt die Vault Hunter durch die Aufgabe, das mysteriöse "Vaulthalla" zu finden, was alle Psychos erstreben. Aber dabei bleibt es nicht. Es gab und gibt viele Vermutungen, wer Krieg vor seiner Verwandlung in einen Psycho war. So wirklich aufgeklärt wird das zwar nicht, aber man erfährt einiges von seiner Hintergrundgeschichte, seine Sehnsüchte und wie er die Welt um sich herum wahrnimmt. Das geht stellenweise richtig tief.
Spielerisch ist der DLC leider eher Standard. Die neuen Levels sind abwechslungsreich, weil sie immer einen Aspekt oder Zeit aus Kriegs Leben nachstellen. Dazu sind sie von allerhand fantastischen Elementen angereichert, die dem verdrehten Verstand eines Psychos entsprungen sind, die ich aus "wahnsinnige Fantasy" bezeichnen würde. Ansonsten gibt es aber nichts neues, keine neuen Spielmechaniken und Gegner sind mir aufgefallen. Bei den Nebenquests wurden offenkundig etwas gespart, sie sind zwar zahlenmäßig nicht weniger als in den vorherigen, aber sie sind sehr kurz und oft direkt an Ort und Stelle zu lösen. Nicht dass ich die Teils langen Laufwege ansonsten im Spiel vermisse, aber so ein wenig mehr hätte es schon sein dürfen.
Fazit: Dieser DLC lebt vom abgedrehten und teils emotionalen Setting und Story sowie den Abwechslungsreichen Levels. Mehr hat er leider nicht zu bieten, weswegen er hinter den Vorbildern zurückbleibt. Aber sie ist trotzdem eine richtig gute Erweiterung.
Fazit Season Pass 1
Insgesamt ist mein Eindruck vom ersten Season Pass ein sehr guter. Alle DLCs sind zumindest gut, es ist keiner dabei der mir gar nicht gefallen hat und schon gar kein Totalausfall. Mein persönlicher Favorit ist der dritte, gefolgt vom vierten, die beiden anderen folgen aber auch schon direkt dahinter. Generell kann ich das Paket jedem Fan, der mehr Borderlands 3 vertragen kann, guten Gewissens empfehlen. Alle bieten einen guten Umfang und durch da sie komplett eigenständig zur Hauptstory funktionieren, eignen sie sich gut für kürzere Gaming-Sessions. Nur große Neuerungen darf man nicht erwarten.
Season Pass 2
Etwas überraschend haben Gearbox nachträglich einen zweiten Season Pass angekündigt. Dieser besteht "nur" noch aus zwei Teilen, die jeweils mit 15€ zu Buche schlagen. Das Paket kostet aber 30€, man spart also genau gar nichts. Da war schon von Anfang an fraglich, ob er dasselbe, wirklich gute Preis/Leistungs-Verhältnis erreichen wird. Zumal lange nicht klar war, was dann eigentlich drin sein wird. Erst kurz vor Release der DLCs ließ Gearbox die Katze aus dem Sack. Es folgt, was ich davon halte.
Müder Battle Royal und komplexe Bäume: Designers Cut
Was die Entwickler mit der Bezeichnung Designers Cut meinen, hat sich mir bis heute nicht wirklich erschlossen, evtl. eine Anspielung auf den verbreiteten Begriff Directors Cut, welcher im anderen Paket verwendet wird? Keine Ahnung. Aber genug der Namen, was steckt drin?
Der DLC besteht aus zwei Teilen: Zum einen bekam jede der vier Klassen einen weiteren Talentbaum, inkl. neuer aktiver Fähigkeit, Modifikatoren dafür und der üblichen Wagenladung passiver Boni. Es soll der Ersatz dafür sein, dass es keine wirklich neue Klasse gibt, wie in den beiden vorherigen Spielen. Ich habe sie nicht ausführlich gespielt, aber ein wenig damit experimentiert. Generell scheinen sie sich an erfahrene Spieler zu richten. Ein gutes Beispiel ist die aktive Fähigkeit der Sirene: Sie erzeugt einen großen Energieball, der erstmal noch nichts macht. Wird er aber per Nahkampf-Angriff durch das Level geschleudert, richtet er großen Schaden an allem an, mit dem er in Kontakt kommt. Oft ist aber nicht klar, an was er alles hängen bleibt (generell: eher mehr als weniger), was ihn schwer zu kontrollieren und allgemein einzusetzen macht. In kleinen, flachen Arenen kann er richtig aufräumen, in verschlungenen und vor allem unebenen Umgebungen ist er dagen kaum zu gebrauchen. Das macht ihn zu etwas, was nur erfahrene Spieler, die alle Maps in- und auswendig kennen, wirklich maximieren können.
Bei den anderen sieht es ähnlich aus, die ich zwar nicht so ausgiebig getestet habe, aber die Fähigkeiten und passive Boni klingen ähnlich knifflig einzusetzen, mit hohem Risk-Reward-Faktor: hat man es drauf, kann man mit ihnen richtig aufräumen. Wenn nicht, ist man mit den einfacheren Fähigkeiten besser beraten. Wobei das nicht auf alle zutrifft, die Iron-Cub-Fähigkeit von Moze macht ihren Mech eher zu einem temporären Begleittier, der eigenständig kämpft und entsprechend einfach zu handhaben ist.
Arms Race ist Borderlands‘ Version eines Battle Royale, ein Sturm sucht das Gebiet heim, nur im Kreis ist man sicher
Der zweite Teil ist ein neues Areal mit einem eigenem Spielmodus, dem Arms Race. Im Endeffekt ist es ein Battle-Royale, aber ohne gegnerische Spieler: Man wird ohne Waffen, Gegenstände und Fähigkeiten in eine sehr große Arena geworfen, in den gewohnt zahlreichen Kisten findet sich Ausrüstung. Dazu wird das Gebiet von einem immer stärker werdenden und sich zum Zentrum der Karte hin ausbreitenden Sturm heimgesucht, in welchem man nur kurz überlebt. Die Runde endet, wenn man einen Bossgegner besiegt oder stirbt. Von den gefundenen Waffen können nur sehr wenige mitgenommen werden, die müssen an speziellen Terminals "hochgeladen" werden, sie nur ausgerüstet oder im Inventar zu haben reicht nicht.
Ich mache es kurz: ich mag den Modus nicht. Allgemein mag ich kein Battle-Royale, weil sie mir zu viele Zufallsfaktoren haben und dadurch mehr Glück als Können nötig sind, um ihn zu bestehen. Hier kommt dazu: Borderlands lebt von seinen vielen, verrückten Waffen und Fähigkeiten. Sei mir alle wegzunehmen fördert bei mir keinen Spaß, sondern nimmt ihn mir. Ich will nicht jedes Mal wieder bei null anfangen, zumal nicht für sehr niedrige und so stark vom Zufall abhängige Erfolgsaussichten. Wenn es schlecht läuft, stehe ich komplett ohne eine Belohnung und damit nur kompletter Zeitverschwendung da.
Linear, Langweilig, Grind-Hölle: Directors Cut
Unter einem Directors Cut verstehe ich normalerweise eine Fassung eines Medienprodukts (insb. Film) so, wie ihn sich der Hauptverantwortliche (also der Director/Regisseur) vorstellt, ohne Einfluss von anderen Entscheidungsträger, Firmen und dergleichen. Warum Gearbox hier diesen Namen verwendet hat, erschließt sich mir entsprechend nicht. Auch was allgemein der Inhalt soll. Aber ich greife vor.
Wie die andere Hälfte des Season Passes besteht auch dieser aus zwei Teilen. Der schneller zu erklärende Teil sind die Vault Cards. Sie sind eigentlich nur ein zusätzliches Grind-System. Aktuell gibt es drei Karten, von denen eine aktiv sein kann. Für alles, was es Erfahrungspunkte bekommt, kommen auch hier welche aufs Konto. Sehr viele gibt es für Daily- und Weekly-Quests, meist stumpfe "besiege so und so viele Gegner dieses Typs" oder ähnliches. Sind genug zusammen gibts ein Level-Up und eine speziell Beutekiste, die Eridium, Skins, legendäre Waffen und spezielle Schlüssel für diese Karte beinhalten kann. Die eigentliche Karte enthält das alles auch, was man nicht bekommen hat, kann mit passenden Schlüsseln freigeschaltet werden. Die Skins sind nett, ebenso die neuen Waffen. Aber es ist auch einfach nur die absolute und unfassbar stumpfe Grind-Hölle. Als Nebeneffekt bringen sie auch einen Erfahrungspunkte-Bonus. Selbst ohne True Vault Hunter Mode konnte ich meine Sirene mit aktiver Vault Card von Anfang bis so ungefähr Mitte des dritten DLC aus dem ersten Season Pass auf das Maximallevel von 72 bringen, während meine anderen Charaktere deutlich darunter rangieren. Gut, auch teils durch früher niedrigere Levelgrenzen limitiert, aber dass ich beim Endboss des Grundspiels ein gutes Dutzend Level höher war als ohne Vault Card (die es damals schlicht noch nicht gab), spricht eine deutliche Sprache.
Der Guardian-Alien Seer spielt eine wichtige Rolle in Avas-Questreihe, aber die wird erst spät interessant
Beim anderen Teil kann ich nicht nachvollziehen, was sie sich dabei gedacht haben. Kurz das Konzept: Man nehmen eine von viele Spieler verhasste Nebenfigur und gibt ihr eine extrem kurze und öde Nebenquestreihe. Was soll da schon schief gehen?
Die Story ist schnell erzählt: Ava, die Göre die Maya mit anschleppt, will einen eigenen Podcast rum um Geistergeschichten machen. Und der Spieler soll ihr dabei helfen, indem mysteriöse Fälle auf übernatürliche Phänomene untersucht werden sollen. Das sind genau vier Quests in neuen, aber für die Serie untypisch komplett linearen und schlauchartigen Level, die alle je einer knappen halben Stunde abgefrühstückt werden können. Sie sind in die Hauptstory integriert, man muss also Zugang zum entsprechenden Planeten haben, um die Quest starten zu können. Die Story ist dazu ziemlich lahm, erst die letzte wird ganz am Schluss zumindest ein wenig interessant. Aber da ist es eigentlich zu spät. Zumal die Questreihe von einer Art Raid-Boss-Kampf, der unfassbar nervig ist, abgeschlossen wird. Der Boss hält extrem viel aus, kann sich selbst das Schild wieder aufladen, spawned heilenden Mobs und das nervigste: er nimmt mir die Sicht. In einer Arena voller Hindernisse und Treppen, dass ich oft daran hängen bleiben. Ob die vielen Blitzeffekte irgendwas machen kann ich trotz mehreren Versuchen und erfolgreichem Legen des Bosses nicht sagen. Ohne Vorwissen und passenden Ausrüstung und Waffen ist der quasi nicht zu schaffen, obwohl Ava dabei ist, die einen wiederbelebt. Es gab früher schon Raid-Bosse, was auch OK ist, aber die waren immer optional und nicht Teil der Hauptstory. Früher gab es solche Kämpfe nur durch nachgelagerte und entsprechend optionale Nebenquests. Warum Gearbox das hier anders macht, verstehe ich wirklich nicht. Ein "normaler" Boss um die Story abzuschließen und der Raid optional wäre aus meiner Sicht die bessere Option gewesen.
Ein kleiner Bonus ist das Behind-the-Scenes-Menü, wo die Entwickler eine Sammlung von Zeichnungen, Grafiken und Videos aus der Entwicklung des Spiels zur Verfügung stellt. Das ist nett und gibt schöne Einblicke in die Entwicklung, dürfte aber nur wenige Leute wirklich interessieren und deshalb nur ein nettes Gimmick, aber nichts, für das ich Geld hinlegen würde.
Fazit Season Pass 2
Was ich nicht erwähnt habe, ist dass der zweiten Season Pass auch noch Pakete mit Skins enthält, aber da sie nicht wirklich für das Spiel relevant sind (und man in einem Ego-Shooter die kaum sieht), sind sie für mich nur ein netter Bonus, für den Gearbox ansonsten aber erstaunlich viel Geld will.
Ums kurz zu machen: Den zweite Season Pass würde ich nur Spielern empfehlen, die absolute Super-Fans von Borderlands 3 sind und gar nicht genug davon kriegen können. Die neuen Inhalte sind mager, langweilig und zum normalen Preis völlig überteuert. Kein Vergleich zum ersten, der sein Geld wirklich wert ist. Alle anderen können es beim erste belassen und verpassen so gut wie nichts.
Licht und Schatten: Gesamtfazit
Nach so einer Ladung an zusätzlichen Inhalten sollte es eigentlich gar nicht so einfach sein, ein Gesamtfazit zu ziehen. "Glücklicherweise" machen es mir Gearbox aber recht einfach, weil ich sie so klar unterteilen kann.
Die kostenlosen Inhalte sind allesamt nett, aber auch nichts wirklich besonderes. Vor allem sind sie sehr kurz, aber als kostenlose Extras kann man sie mitnehmen. Die Inhalte des ersten Season Pass sind allesamt von hoher Qualität, es fehlt allerdings ein starker Ausreißer nach oben wie im zweiten Teil Tiny Tinas Assault on Dragon Keep. Allerdings fällt auch keiner durch, sie lohnen sich durch die Bank, der Preis für das Komplettpaket ist gut.
Komplett anders sieht es beim zweiten Season Pass aus: Der hat nicht nur weniger, sondern auch noch ziemlich lahmen Content. Damit lohnt er sich nur für absolute Super-Fans, die nicht genug von Borderlands 3 bekommen können. Der Preis ist zudem deutlich zu hoch, ohne einen hohen Rabatt würde ich ihn auf keinen Fall kaufen (habe ich auch nicht).