Overlord versprach, ein innovatives Actionspiel zu sein, in dem man einen bösen Helden spielt. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Klar, das Kampfsystem mit den Schergen ist neu und absolut genial, aber so richtig böse ist man nicht. Man ist zwar böse, aber bekämpft, die, die noch böser sind. Klingt verwirrend? Ist es auch, muss man erstmal durchsteigen. Die Story verdient jetzt zwar insgesamt keine Innovationspreis, aber ist gespickt mit vielen netten Details und Anspielungen. Das Spiel hat viele Züge eine Parodie, so sehen z.B. die Häuser der Halblingen aus wie die der Hobbits aus Herr der Ringe.
Womit wir schon bei der Grafik währen. Die legt zwar keinen neuen Maßstab fest, ist aber doch sehr schick. Die Texturen sind detailliert, die Effekte passend und die Levels sind mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet. Leider sind sie fast schon schlauchartig, wirklich frei bewegen kann man sich darin nicht. Schon deshalb, weil es viele künstliche Barrikaden wie Wasser (außer den Blauen kann kein Scherge schwimmen), Klippen oder ähnliches. So ist Overlord ein lineares, aber spaßiges Actionspiel. Die Musik kommt kaum zur Geltung, die Soundeffekte sind gut unter unterstreichen das Geschehen. Die Witzigen Kommentare von Gnarl, dem Schergenmeister, den Schergen oder der Mätresse (in meinem Fall Rosa da ich viel mit den Braunen und Blauen Schergen gespielt hab) brachten mit ein ums andere Mal zum Schmunzeln.
Kommen wir zum Spiel selber: das System mit den Schergen ist innovativ, keine Frage. Und die Steuerung funktioniert am PC sehr gut – alles andere währe auch Peinlich, da es ein elementarer Bestandteil des Spiels ist. Nur wenn man einzelnen Schergen von Hand steuert ist die Steuerung ein wenig über sensibel, aber solche Sequenzen gibt es nicht allzu oft. Meist reicht es, eine Schergentyp auszuwählen und den Gegner anvisieren. Schon rennen die kleinen Kobolde auf den Gegner zu und hauen drauf, bis er tot ist. Gleiches gilt für das einsammeln von Gegenständen. Schergen auswählen, drauf zielen und losschicken. Fertig. Die Diener laufen hin und holen den Gegenstand. Oder zerschlagen Truhen, Vasen oder ähnliches, und bringen dem Spieler die enthaltenen Gegenstände.
Aber Overlord hat nicht nur positive Seiten. So innovativ das Spielprinzip auch ist, immer nur die Schergen losschicken und warten bis sie gewonnen haben ist auf Dauer etwas öde. Zwar wird es zum Ende hin taktischer, so dass man seine Schergen klug aufteilen und positionieren muss, aber eine wirklich große Änderung ist auch das nicht.
Die Spielzeit fiel bei mir mit 16 Stunden gut aus, für ein Actionspiel ein durchaus angemessener Wert. Die Wiederspielbarkeit dürfte nicht ganz so hoch sein, da es doch am Ende aufs gleiche Hinausläuft, welche Mätresse man wählt und wie Böse man spielt.
Ich hab bisher das „normale“ Overlord gespielt. Zuerst war ich ein wenig enttäuscht, dass ich für ein paar zusätzliche Levels aus „Raising Hell“ nochmal komplett Zahlen muss. Aber die gibt inzwischen als einzeln Download. Da freut sich meine Internetverbindung.