Mit The Book of Unwritten Tales hat das Bremer Entwicklerstudio King Art einen Überraschungshit gelandet. Abseits von grafischen Übertiteln ist dort ein klassisches Point and Click Adventure entstanden, das es ohne weiteres mit den Spielen von Deck 13 aufnehmen kann.
Das Spiel selber orientiert sich an klassischen Point & Click Adventures, was bedeuted: der Charakter kann nicht sterben und man hat zur Lösung der Rätsel unbegrenzt Zeit – sofern die eigene Geduld mitspielt. Insgesamt waren die Rästel für mich gut machbar, obwohl ich kein Adventure-Profi bin. Erfahrene Spieler bemängln vielleicht dass die Rätsel zu einfach sind, aber das ist sowieso Subjektiv. Sollte man einmal nicht weiterwissen hilft auch stupides Rumprobieren, die Charaktere melden sich meistens mit sinnvollen Kommentaren, die einen auf das Ziel hinweisen. Eine Ausnahme stellt ihr das Vieh dar, dessen Lauten ich nie etwas sinnvolles abgewinnen konnte. Allerdings stört es etwas, dass man teilweise einen Gegenstand mehrmals anklicken muss, damit man ihn mitnehmen kann und muss sich in der Zeit die Kommentare der Figur anhören.
Ein weiterer Faktor ist der Humor: Hier beweisen die Entwickler sehr viel Kreativität. Ein Dauerthema ist World of WarCraft, das an vielen Stellen des Spiels auf die Schnippe genommen wird. Aber auch andere Spiele, u.a. ältere Point & Click Adventures und Sammelkartenspiele, bekommen ihr Fett weg. Auch allerlei skurrile Charaktere trifft man auf seinem Weg: So begenet man dem Leibhaftigen Tod, der allerdings in einer Schaffenskriese steckt, da in einem Pount & Click Adventure niemand stirbt. Erst als man ihm zu einem neuen Geschäftsmodell überredet nimmt er seine Arbeit wieder auf (ein Seitenhieb auf die Wirtschaftskriese bzw. seinen Auslöser ist auch dabei). Leider können nicht alle Charaktere da mithalten: Blass bleiben z.b. der Oberbösewicht und auch das Vieh, das man in einer kurze Sequenz steuert (Abhilfe zu letzterem soll ein angekündigtes Prequel bringen). Um die Vertonung kümmern sich professionelle Sprecher, die auch Hollywood-Größen ihre Stimme leihen und passen meistens auch sehr gut zum Charakter: nur beim Orkgeneral war die Auswahl schlecht, die Stimme passt mal gar nicht. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, die Dialoge sind größtensteils sehr gut geschrieben und Vertont.
Die Schauplätze des Spiels sind abwechslungsreich und sehr detailiert gestaltet: Der Prolog spielt auf einem fliegenden Drachen, im ersten Kapitel muss man einen Weg aus der fast verlassenen Zwegenfestung (sind alle im Krieg unterwegs) zur Stadt der Magiergilde finden. Das zweite Kapitel spielt in genau dieser Stadt, allerdings ist auch sie bis auf einen Wachmann, einen Händler und einen Magier ausgetorben. Das dritte Kapitel, in dem erstmals alle Charaktere gemeinsam zu sehen sind, spielt auf einer Insel mit etwas Karibik-Flair, da man sich aber die meiste Zeit in einem versunkenen Tempel befindet nicht all zu viel. Das vierte Kapitel spielt im Ödland in der nähe eines Orklagers und der Festung des Bösewichts, in letzterer Spielt das letzte, sehr kurze Kapitel.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass The Book of Unwritten Tales mich satte 11 1/2h gut unterhalten hat. Bis auf die kleineren Kritikpunkte macht das Adventure alles richtig – und ich hoffe dass King Art im nächsten Spiele diese auchnoch ausmerzt, dann hat Deutschland ein weitere erstklassige Adventure Schmiede. Was ich bisher von der Monkey-Island Fortsetzung gelesen haben lässt auf etwas anderes schließen.